Boot einwintern - So macht ihr euer Boot winterfest • KlabauterKiste

Boot einwintern – So macht ihr euer Boot winterfest

Boot einwintern - So geht's richtig

Auch wenn es viele nicht wahrhaben möchten: Der nächste Winter kommt bestimmt. Wer nicht das Glück hat, in warmen Gefilden unterwegs zu sein, der kommt ums Thema Boot einwintern nicht herum. Egal, ob das Boot im Wasser liegt, im Freilager oder in der Halle: Sobald die Temperaturen unter den Nullpunkt fallen, sind bleibende Schäden zu erwarten, wenn man nicht vorgesorgt hat.

In diesem Beitrag erklären wir ausführlich, welche Maßnahmen ihr im Herbst ergreifen solltet, um euer Boot winterfest zu machen. Zusätzlich könnt ihr mit unserem praktischen Winterlager-Checklisten Generator, eine individuelle Checkliste aller nötigen Aufgaben für euren Bootstyp erstellen.

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Dieser Beitrag beschränkt sich darauf, wie ihr euer Boot an Land winterfest macht. Wir haben einen extra Beitrag zum Überwintern im Wasser veröffentlicht.

Frostschäden am Boot vermeiden

Bordtoilette einwintern

Das Wasser in der Bordtoilette muss abgelassen werden

Die Hauptgefahr bei Minusgraden liegt darin, dass sich Wasser beim Gefrieren ausdehnt. Wer vergisst, das Wasser über den Winter abzulassen, riskiert, dass Leitungen und Tanks unter dem hohen Druck platzen. Darum ist die erste Priorität das Leeren und Desinfizieren der Frischwassertanks und das Ablassen von Wasser aus Leitungen, Pumpen, Boilern und der Außendusche.

Das Gleiche gilt für die Bordtoilette: Auch hier wird das Wasser abgelassen und die Toilette gereinigt. Bei der Gelegenheit kann man auch gleich die Toilettenpumpe schmieren. Nicht vergessen sollte man auch, den Fäkalientank zu leeren und mit Frischwasser zu spülen. (Hier sind Lecks besonders unangenehm…)

Frostschutzmittel Maschine

Gegebenenfalls sollte das Frostschutzmittel im Frischwasserkreislauf getauscht werden

Auch im Kühlsystem des Schiffsdiesels darf kein Wasser gefrieren. Bei einer Zweikreiskühlung muss das Kühlmittel im inneren Kreislauf einen Frostschutz bis mindestens -20 Grad bieten. Das Kühlmittel kann man mit einem Frostschutzprüfer testen und im Zweifel austauschen. Den Seewasserkreislauf kann man entweder komplett entwässern (siehe Handbuch des Herstellers) oder man lässt ein Frostschutzmittel durchlaufen. Bei der Gelegenheit kann man auch gleich die Anoden im Kühlsystem tauschen und gegebenenfalls den Seewasserkreislauf entkalken. Für nähere Infos empfehlen wir auch unseren Beitrag zum Einwintern von Bootsdieseln.

Generell sollten alle Seeventile über den Winter geöffnet sein, so dass Wasser ungehindert ablaufen kann.

Kontrolle und Wartung sicherheitsrelevanter Systeme

Um böse Überraschungen zu vermeiden, solltet ihr alle Seeventile auf festen Sitz und Korrosion prüfen und fetten. Auch die Schläuche solltet ihr auf Risse untersuchen und den Zustand der Schlauchschellen überprüfen. Und die Lenzpumpe sollte ebenfalls überprüft werden auf Funktionalität und eventuelle Risse in der Membran.

Die Sicherheitsausrüstung wie Rettungswesten und -Insel sowie Feuerlöscher solltet ihr, wenn möglich, von Bord nehmen. Insbesondere, wenn die Feuerlöscher nicht frostbeständig sind. Nun ist auch ein guter Zeitpunkt, um Ablaufdatum der Rettungsinsel, Rettungswesten und Feuerlöscher zu kontrollieren, so dass über den Winter gegebenenfalls die Wartung vorgenommen werden kann. Auch wenn die Wartung noch nicht fällig ist, solltet ihr die Salztabletten und Druckkartuschen kontrollieren und die Rettungsmittel (vorsichtig) von Salzrückständen befreien.

Auch (Festmacher-)Leinen sollten einer Sichtprüfung auf Beschädigungen unterzogen werden. Gerade bei Stahl- und Aluminiumbooten ist eine Kontrolle und ein rechtzeitiges Tauschen der Opferanoden unumgänglich. Aber auch die Wellenanode bei GFK-Booten ist nicht zu vernachlässigen. Um elektrolytische Korrosion an Propeller und Welle zu vermeiden, solltet ihr sie jede Saison tauschen.

Auch die Gasanlage an Bord, wenn vorhanden, verlangt etwas Aufmerksamkeit: Gasflaschen solltet ihr von Bord nehmen und die Lenzöffnungen des Gaskastens auf Verstopfungen überprüfen. Außerdem solltet ihr Batterien und Funktion von Gas- und Rauchmeldern checken und, wenn die Zeit gekommen ist, einen Prüftermin für die Anlage machen.

Für Segelboote:

Auf Segelbooten müssen zusätzlich Rigg und Kiel inspiziert werden: Terminals, Püttings, Wanten sowie Splinte und Bolzen sind auf Haarrisse zu untersuchen und gegebenenfalls zu ersetzen. Die Salinge sollten fest und ohne Spiel sitzen. Man sollte generell das gesamte Rigg auf Korrosion überprüfen und die Mastelektrik checken, um Korrosion oder Kurzschlüssen durch durchgescheuerte Kabel vorzubeugen. Die Kontakte sollten mit Vaseline gefettet und vor Wasser geschützt werden.

Hydraulikanlagen für Masttrimm und Hubkiel auf Undichtigkeiten, insbesondere an den Schlauenden, überprüfen.

Ist das Schiff aus dem Wasser, bietet es sich an, die Rumpf-Kiel-Verbindung auf Risse zu kontrollieren und die Kielbolzen soweit möglich auf Korrosion zu checken.

Bootsantrieb einwintern

Hochdruckreiniger Propeller und Rumpf

Propeller und Rumpf sollten mit dem Hochdruckreiniger von Bewuchs befreit werden

Wir haben bereits ausführliche Artikel zum Thema Außenborder einwintern und Dieselmotor einwintern geschrieben. Darum geht es hier hauptsächlich um den Rest der Antriebsanlage.

Der Propeller sollte gereinigt werden und frei von Seepocken oder ähnlichem Bewuchs sein. Propellermutter und Sicherungssplint sollten auf festen Sitz und Beschädigungen kontrolliert werden. Alle Opferanoden an der Antriebsanlage müssen regelmäßig kontrolliert werden.

Ölwechsel vor dem Einwintern

Vor dem Einwintern bietet sich ein Ölwechsel an

Die Impeller der Seewasserkühlung sollten getauscht werden und ein Ölwechsel empfiehlt sich immer zum Saisonende. Auch Kraftstoff- und Ölfilter sollten gewechselt und der Ölstand im Getriebe überprüft werden, genauso wie die Keilriemen.

Ihr solltet Schaltzüge und Hebel kontrollieren und ggf. fetten und auch die Luftfilter wollen ab und zu gereinigt werden. Das Einwintern des Bootes ist auch ein guter Moment, um sämtliche Schläuche und Leitungen der Antriebsanlage zu überprüfen. Und wenn nötig wird an den Zylindern das Ventilspiel eingestellt.

Dieseltanks wenn möglich entweder komplett füllen (mit biofreiem Diesel und/oder Zusatzstoffen gegen Dieselpest) oder komplett leeren, um Dieselpest vorzubeugen. Alle Schläuche und Leitungen kontrollieren und das Vakuumventil der Seewasserkühlung überprüfen und ggf. reinigen.

    Ist ein Saildrive verbaut, so solltet ihr die Manschettendichtung checken und evtl. den Anstrich erneuern.

    Bei Antriebsanlagen mit starrer Welle gilt es, die Wellendichtung zu kontrollieren, neu zu fetten und die Welle auf zu viel Spiel zu untersuchen. Auch den Kühlwassereinlauf solltet ihr auf eventuelle Verstopfungen oder Seepocken untersuchen.

    Bei Z-Drives solltet ihr ebenfalls die Welle untersuchen und fetten und wenn nötig, wie beim Saildrive, den Anstrich erneuern. Ferner müssen Antriebs- und Auspuffbalg auf Risse oder spröde Stellen untersucht werden. Das Kreuzgelenk solltet ihr ebenfalls prüfen und neu fetten. Für die Trimmzylinder sollte man den Füllstand des Hydrauliköls überprüfen und wenn nötig die Schläuche erneuern.

    Bordelektrik und Batterien einwintern

    Beim Einwintern der Bordelektrik geht es vor allem darum, Korrosion und potenzielle Kurzschlüsse frühzeitig zu finden. Alle Kontakte, (Schutz-)Schalter, Sicherungen und Kabel sollten so in Augenschein genommen werden. Steckkontakte kann man mit Silikonfett einsprühen. Die Außen- und Innenbeleuchtung sowie alle Positionslampen sollten noch vor dem Mastlegen überprüft die Kontakte danach gefettet werden. Auch den FI-Schalter sollte man auf seine Funktion überprüfen. Wertvolle oder empfindliche elektronische Geräte sollte man, wenn möglich, von Bord nehmen.

    Die Bootsbatterien sollten, sofern sie nicht wartungsfrei sind, mit destilliertem Wasser aufgefüllt werden. Wenn es möglich ist, sollten Sie ebenfalls von Bord genommen werden oder ansonsten zu Beginn des Winterlagers und dann mindestens alle zwei bis drei Monate voll geladen werden. Wenn die Batterien ausgebaut sind, solltest du die Pole fetten, um Korrosion vorzubeugen. Infos zur richtigen Wahl der Bordbatterien gibt es hier.

    Kleine Alkali-Batterien und Akkus aus Taschenlampen, Uhren, Raumeldern usw. ausbauen und im Frühjahr durch frische ersetzen.

    Boot abdecken im Außenlager

    Wenn das Boot nicht in der Halle steht, so ist es beim Einwintern unabdingbar, das Schiff ordentlich abzudecken. So kann vermieden werden, dass sich Regenwasser in Zwischenräumen an und unter Deck sammelt und dort gefriert. Außerdem ist das Boot vor Laub und sonstigem Schmutz geschützt.

    Wichtig ist, dass eine stabile, UV-resistente Plane verwendet wird. Die Plane wird über den an Deck aufgepallten Mast oder ein sonstiges Gerüst gespannt, und zwar so, dass die Seiten möglichst steil sind. So kann Wasser gut abfließen und auch Schnee bleibt nicht lange auf der Plane liegen.

    Idealerweise solltet ihr die Relingstützen vorher demontieren, um unnötigen Winddruck auf den Füßen zu vermeiden. Außerdem lässt sich so das Zeltdach steiler spannen.

    Wichtig ist allerdings auch, dass ihr das Boot nicht komplett luftdicht einpackt, sondern dass es einen Luftzug unter der Plane geben kann. Sonst kondensiert Wasser unter der Plane und Polster unter Deck werden schnell spack.

    Wenn das Boot auf einem Trailer oder Slipwagen überwintern soll, so empfiehlt es sich, den Wagen aufzubocken um Achsen und Reifen zu entlasten.

    Sonstige Wartungs- und Pflegearbeiten beim Boot einwintern

    Je nach Bootstyp und gewünschtem Pflegezustand sind nicht alle Punkte in diesem Abschnitt unbedingt notwendig. Aus diesem Grund können in unserem Winterlager-Checklisten Generator auch einzelne Aufgaben entfernt und neue hinzu gefügt werden.

    Boot Einwintern an Deck

    Klemmen, (Anker-)Winschen und Decksbeschläge sollten mit Süßwasser gespült und gegebenenfalls gefettet werden. (Siehe auch unsere Beiträge zur Wartung von Winschen und zum Refit einer Ankerwinsch.) Auch (Schiebe-)Luken und Türen sollten geschmiert und auf Festigkeit überprüft werden.

    Den Rumpf kann man mit Gilbentferner reinigen und wenn gewünscht polieren. Das Unterwasserschiff solltet ihr mit Hochdruck abspritzen und dabei insbesondere das Flügelrad der Logge und den Echolotgeber reinigen und auf Funktion überprüfen.

    Ankerkette und Ankerkasten, aber auch Leinen und Fender solltet ihr mit Süßwasser spülen. So vermeidet ihr Salzkrusten, die über den Winter Feuchtigkeit anziehen.

    Boot unter Deck winterfest machen

    In der Pantry solltet ihr Herd und Backofen und auch den Kühlschrank reinigen. Alle Vorräte müssen von Bord um keine Nagetiere anzulocken und Kühlschrank, Schränke und Schapps sollten für eine gute Belüftung offen gelassen werden. Wenn nötig ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um Türen und Schlösser zu ölen. Holzoberflächen könnt ihr auf zu reparierende Stellen checken und diese auf die Winterlager-ToDo-Liste setzen.

    Alle Polster gehören zur Belüftung senkrecht aufgestellt, oder besser ganz von Bord. Stoffbezüge können über den Winter abgezogen und gereinigt werden. Bodenbretter stellt ihr am besten ebenfalls hochkant zur Belüftung der Bilge. Die Bilge selber solltet ihr möglichst reinigen und gut trocken wischen.

    Für Segelboote: Rigg und Co. einwintern

    Den gelegten Mast kann man, je nach Pflegebedarf, reinigen und ggf. polieren. Stehendes und Laufendes Gut solltet ihr gut beschriften und so lagern, dass ihr alles zu Saisonbeginn wiederfindet. Empfindliche Verklicker bzw. Windmesser sollten möglichst sicher verpackt werden. Die Rollanlage solltet ihr nach der Saison mit Süßwasser abspülen und Segel auf Schäden überprüfen und trocken, lose gefaltet, lagern. Im Idealfall nehmt ihr alle Segel von Bord. Eine regelmäßige Prüfung beim Segelmacher ist auch immer eine gute Idee, um eventuelle Schäden rechtzeitig zu erkennen und zu beheben.

    Gibt es noch Punkte, die ihr wichtig findet und die hier fehlen? Schreibt uns einen Kommentar, dann können wir den Beitrag entsprechend ergänzen.

    Ihr wollt die Punkte aus diesem Beitrag übersichtlich als Checkliste und angepasst auf euer Boot? Probiert doch einmal unseren Winterlager-Checklisten Generator aus…

    About the author

    Jan

    Nach vielen Monaten auf See als Crewmitglied von Traditionsseglern ist Jan jetzt auf eigenem Kiel unterwegs. Seit 2019 lebt er an Bord seiner ahora, zunächst eine Laurin 32, mittlerweile eine Malö 39. Von Bord aus betreibt Jan die KlabauterKiste, den KlabauterShop und neuerdings auch die englischsprachige Plattform BoatHowTo.

  • Klaus Reucker sagt:

    Hallo Jan, beim Einwintern wird ein Segelboot auf einen passenden Bock gestellt. Gibt es hierzu Empfehlungen wie die Lastverteilung zwischen Seitenstützen und Kielauflage sein sollten?

    • Jan sagt:

      Hallo Klaus,

      grundsätzlich sollte es bei Segelbooten so sein, dass sie zunächst auf dem Kiel aufgestellt werden und erst danach die seitlichen Stützen angesetzt werden. Also sollte das komplette Gewicht auf dem Kiel stehen, die Stützen verhindern lediglich das Umkippen. Die Außenhaut der meisten Boote ist nicht für eine Punktbelastung gemacht, sodass bei zu viel Last auf den Stützen schnell strukturelle Schäden entstehen können.

      Liebe Grüße
      Jan


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