Im Herbst beginnt das große Kranen. Denn die gängige Meinung ist: Wer sein Boot vor Frostsschäden schützen will, der bringt es an Land. Gut abgedeckt unter einer Plane oder noch besser in eine Halle. (Siehe hierzu auch unseren Artikel zum Thema Boot einwintern). Doch es geht auch anders: Wer ein paar Regeln befolgt, der kann sein Boot auch in unseren Breiten im Wasser überwintern lassen.
Ein Blick in Richtung Niederlande oder nach Skandinavien zeigt, dass dort ein großer Teil der Schiffe den Winter auch im Eis sicher überstehen.
Hinweis: Unser Winterlager-Checklisten-Generator enthält auch die Option, die Checkliste für Wasserlieger anzupassen.
Was sind die Vorteile beim Überwintern im Wasser?
Für ein Überwintern im Wasser sprechen zunächst einmal die Kosten: Kranen und ein Winterlager, eventuell gar mit Hallenplatz, sind nicht zu vernachlässigen. Vor allem, falls man sowieso einen Wasserliegeplatz hat, bei dem sich die Miete nicht nur auf die Sommermonate beschränkt.
Ein weiterer Vorteil des Überwinterns im Wasser: Die Saison hat kein Ende. Auch wenn in unseren Breiten die Zeit auf dem Wasser im Sommer am schönsten ist, so gibt es doch auch sonnige Tage im Spätherbst und Winter. Wer sein Boot im Wasser im Wasser lässt, hat häufig die schönsten Reviere für sich allein. Mit der richtigen Kleidung und einer Heizung unter Deck steht auch einem Törn bei Minusgraden nichts im Wege.
Natürlich sollte man, je nach Bootstyp, trotzdem regelmäßig auskranen, um das Unterwasserschiff zu inspizieren, Opferannoden zu wechseln und das Antifouling zu erneuern. Und gerade bei älteren GFK-Boote steigt das Risiko für Osmose, wenn das Laminat nicht regelmäßig trocknen kann.
Was sind mögliche Risiken und Gefahren?
Leider besteht auch ein gewisses Risiko beim Winterlager im Wasser: Herbst- und Winterstürme können in unseren Breiten recht heftig werden, und auch Sturmfluten können Stegen und Booten zum Verhängnis werden. Gibt es bewegten Eisgang, kann es zu Schäden am Antifouling und eventuell auch an Lack und Gelcoat kommen. Wird nicht ordentlich vorgesorgt, so können durch Eis geplatzte Schläuche schnell ein kapitales Leck verursachen.
Darum gilt generell: Es sollte immer jemand in der Nähe wohnen, der im Zweifel nach dem Rechten sehen kann. Dann lässt sich das Risiko kontrollieren und man kann die Vorteile des Wasserliegeplatzes im Winter voll auskosten. Berichte über umgestürzte Boote im Außenlager und abgebrannte Bootshallen zeigen zudem, dass auch das Winterlager an Land nicht risikofrei ist.
Achtung: Trotz gewissenhafter Recherche können wir keine Gewähr für Schäden übernehmen, die aufgrund der folgenden Tipps entstehen. Selbstverständlich handelt jeder Eigner auf eigenes Risiko.
Welche Häfen eignen sich zum Überwintern?
Klar ist, dass das Überwintern im Wasser nicht überall funktioniert. Einige Häfen nehmen zum Beispiel im Winter ihre Schwimmstege aus dem Wasser oder vermieten Liegeplätze nur von April bis Oktober. In anderen Häfen sorgen starke Strömungen oder Wellen oder Schwell von vorbeifahrenden Schiffen dafür, dass treibende Eisschollen den Rumpf schwer beschädigen können.
Ein geeigneter Hafen zum Überwintern muss daher folgende Kriterien erfüllen:
- gut geschützt vor Stürmen und Wellen
- kein Schwell von vorbeifahrenden Schiffen
- keine Strömung im Bereich der Liegeplätze
- möglichst eine Stromversorgung auch über die Wintermonate
Boot im Winter fahrbereit halten
Soll das Boot auch im Winter für Törns oder gar zum Wohnen an Bord einsatzbereit bleiben, so empfiehlt es sich, die Temperaturen an Bord dauerhaft über dem Gefrierpunkt zu halten. Nur so kann verhindert werden, dass gefrierendes Wasser Schläuche und Leitungen platzen lässt. Insbesondere die Maschine ist hier gefährdet.
Es gibt elektrische Radiatoren, die für den Dauerbetrieb geeignet sind und mit einem Thermostaten ausgerüstet sind. Je nach Größe des Bootes können ein oder zwei dieser Geräte auf niedriger Stufe die Temperaturen gut über dem Gefrierpunkt halten. Insbesondere in der Nähe der Maschine sollte ein solches Gerät platziert sein. Das Problem ist dann natürlich, dass man auf eine sichere Landstromversorgung angewiesen ist. Entsprechende Alarmsysteme können hier Abhilfe schaffen und per SMS vor zu niedrigen Temperaturen warnen, wenn man nicht in der Nähe wohnt und bei Minusgraden regelmäßig nach dem Boot schauen kann.
Ohne Landstrom vor Frost schützen?
Ist keine Landstromversorgung vorhanden oder die Versorgung zu unsicher, muss man dafür sorgen, dass kein Wasser in Rohren oder Schläuchen gefrieren kann und diese zum Platzen bringt. Schläuche oberhalb der Wasserlinie können einfach abgenommen werden. Unterhalb der Wasserlinie kann man die Schläuche von oben mit (umweltfreundlichem!) Frostschutz füllen und dann die Seeventile schließen (bezüglich der Wahl des Frostschutzes siehe auch unseren Artikel zum Einwintern von Dieselmotoren).
Die Bordtoilette verträgt (entgegen der landläufigen Meinung) kein Frostschutzmittel und sollte immer entwässert werden!
Die Maschine sollte bei Minusgraden in jedem Fall zumindest entwässert oder mit Frostschutz gespült werden. Liegt der Geber der Logge im Bereich der Eisdecke, so sollte dieser durch einen Blindstopfen ersetzt werden.
Lenzöffnungen im Cockpit kann man schützen, indem man einen, an beiden Enden geschlossenen Gummischlauch hindurchschiebt. Der Druck des sich ausdehnenden Eises drückt dann den Schlauch zusammen anstatt den Durchlass zu sprengen.
In jedem Fall muss in der kalten Jahreszeit vermehrt mit Stürmen gerechnet werden. Darum solltet ihr alle Festmacher doppelt setzen und vor Schamfilen schützen. Teak- und Stahldecks sollte man mit einer Plane vor der Witterung schützen, insbesondere da auch hier gefrierendes Wasser in kleinen Ritzen zu größeren Schäden führen kann.
Im Innenraum bietet es sich an, einen Luftentfeuchter aufzustellen. Dadurch verhindert man Schimmelbildung durch die doch oft hohe Luftfeuchtigkeit gerade im Herbst. Auch kondensiert gerade im Frühjahr die Luftfeuchtigkeit in der schon wärmeren Luft an den kalten Bordwänden im Bilgenbereich.
Gefahren durch Eis beim Überwintern im Wasser?
Viele Eigner machen sich Sorgen vor Schäden am Rumpf durch Eisbildung. Ist der Liegeplatz gut geschützt, dann ist das Risiko zum Glück recht gering. Wer aber auf Nummer sicher gehen will: Man kann mit relativ wenig Aufwand einen wirksamen Schutz vor dem Vereisen erreichen.
Dafür bieten sich drei Varianten an:
- Man bindet einen Ring aus Schaumstoffplatten (z.B. ummanteltes Styropor) rings um den Rumpf. Die Platten sorgen einerseits dafür, dass das darunterliegende Wasser die Temperatur nicht so schnell an die Umgebungsluft abgeben kann. Sollte sich anderseits bei lang anhaltenden Temperaturen trotzdem Eis bilden, so federn die Platten den Druck des Eises auf den Rumpf ab. Aus Umweltschutzgründen sollte man unbedingt hochwertiges Material verwenden, das über mehrere Jahre eingesetzt werden kann und kein Mikroplastik ins Gewässer einträgt!
- Man hängt, je nach Bootsgröße, eine oder mehrere Tauchpumpen unter den Rumpf. Dadurch wird beständig wärmeres Wasser aus der Tiefe nach oben befördert, sodass in unseren Breiten eine Eisbildung um den Rumpf quasi ausgeschlossen ist. Nachteil ist, dass man auf eine permanente Stromversorgung angewiesen ist.
- Man installiert eine „Sprudelanlage“ um das Boot. Dafür wird ein Gartenschlauch in regelmäßigen Abständen mit Löchern versehen und mit Gewichten beschwert. Den Schlauch lässt man dann rings um das Boot an der Reling befestigt im Wasser hängen. Eine (auf Dauerbetrieb ausgelegte) Luftpumpe pustet Luft in den Schlauch, sodass rings um das Boot ein Kreis aus feinen Bläschen besteht. So wird ebenfalls – konstante Stromversorgung vorausgesetzt – ein Einfrieren wirkungsvoll verhindert.
Boot einwintern ohne Auskranen
Wenn das Boot über den Winter nicht bewegt werden soll, dann ist es eine gute Idee, empfindliche Teile an Deck zu demontieren (z.B. die Rettungsinsel, Solarpaneele und Windgeneratoren). Auch Holzteile wie z.B. Grätings danken es dem Eigner, wenn Sie den Winter über nicht der Witterung ausgesetzt sind. Auch das Laufende Gut bei Segelbooten solltet ihr durch Pilotleinen ersetzen, damit es in der ungenutzten Zeit nicht unnötig altert und der Sonne ausgesetzt ist.
Haben wir etwas vergessen? Kennt ihr weitere Tipps und Kniffe, die beim Überwintern im Wasser helfen? Schreibt uns doch einen Kommentar!
Eine individuelle Checkliste für das Überwintern an Land oder im Wasser könnt ihr euch hier erstellen: Winterlager-Checkliste.
Habe bereits mehrere Jahre im Wasser überwintert.
In der Nordsee, bzw. In den brachialen Sielen.
Da friert das Wasser nur wenig zu, weil dich ziemlich salzig.
Bei meinem jetzigen Boot liegen die lenzer, kühlwassereinlässe usw mindestens 40cm unter Wasser. Bei 20cm Eis würde ich mal nachsehen. Hatten wir sie letzten 10 Jahre nicht.
Also ganz entspannt bleiben und die schönen Tage im Winter an Bord mit einem guten Tee, Kaffee und Grog genießen.
Und Weihnachten auf dem Boot ist sich für Kinder ein besonderes Erlebnis.