So ziemlich jeder, der regelmäßig mit einem Sportboot unterwegs ist, kommt irgendwann einmal in die Situation, dass etwas repariert werden muss. Ganz gleich, ob ein Impeller zu wechseln ist oder ein Schapp klemmt: Man braucht Werkzeug, um das Problem zu beheben. Nur welches und in welchem Umfang? Hier stellen wir - abhängig vom Fahrgebiet - eine Grundausstattung an Bordwerkzeug vor.
Natürlich gibt es, je nach Boot, Unterschiede bei den benötigten Werkzeugen. Der Eigner einer klassischen Holzyacht wird sicher mehr holzspezifische Werkzeuge an Bord haben wollen. Und wer eine umfangreiche Elektro-Anlage an Bord hat, ist sicherlich anders ausgestattet als jemand, der bloß seine Positionslampen betreiben möchte. Trotzdem gibt es einen Grundstock an Werkzeug, der, abhängig vom Fahrgebiet, auf jedem Boot vorhanden sein sollte. Die Werkzeuge können dann, je nach Bedarf und Bastelfreudigkeit des Eigners, an das Boot angepasst und erweitert werden.
Wer sich seine Werkzeuge nicht einzeln zusammenstellen mag, der kann auch direkt einen fertig zusammengestellten Werkzeugkoffer fürs Boot kaufen und entsprechend ergänzen.
Tipp
Für kleine, spontane Arbeiten macht es Sinn, ein Multitool (z.B. von Leatherman oder Victorinox) am Gürtel zu haben. Zur Not tut es auch die günstige Variante, wobei hier nicht klar ist, wie es mit der Beständigkeit gegen Rost aussieht.
Qualität versus Preis
Jeder, der ein wenig Erfahrung im Umgang mit Werkzeug hat, weiß, dass Qualität einen großen Unterschied macht. Hochwertige Werkzeuge machen die Arbeit nicht nur leichter (schärfere Klingen, besserer Grip), sondern die Werkzeugqualität ist auch ein Sicherheitsfaktor: Schlechte Werkzeuge gehen häufig genau dann kaputt, wenn man es am wenigsten brauchen kann.
Auf der anderen Seite ist Bordwerkzeug einem gewissen Verlustrisiko ausgesetzt. Wem es schon mal passiert ist, der wird nachvollziehen können, dass ein 100€-Werkzeug auf dem Meeresgrund mehr Verlustschmerz auslöst als die 10€-Billigvariante. Und viele Werkzeuge an Bord werden eher selten gebraucht, sodass man sich natürlich die Frage stellen sollte, ob es unbedingt ein Profi-Tool für den täglichen Einsatz auf der Baustelle sein muss.
Aus diesen Gründen schlagen wir, wenn möglich, für jedes Bordwerkzeug in unserer Liste zwei Varianten vor: eine günstige mit guten Bewertungen (gutes Preis-Leistungs-Verhältnis) und eine Profi-Variante mit hoher Qualität. So kann jeder selber entscheiden, welches Werkzeug am besten zum Einsatzzweck und zum Geldbeutel passt.
Folgendes hat sich auch in der Praxis bewährt: Eine kleine Auswahl an günstigen, häufig benutzten Werkzeugen wird griffbereit am Niedergang oder in der Backskiste verstaut. So hat man im Notfall schnell ein passendes Werkzeug zur Hand und der Verlust ist notfalls zu verschmerzen. Unter Deck, an einem trockenen, sicheren Ort, wird der "richtige" Bord-Werkzeugkoffer aufbewahrt, der nur bei größeren Reparaturen mit der nötigen Ruhe und entsprechender Vorbereitung zum Einsatz kommt. Dieser enthält Qualitätswerkzeuge, die außerhalb der Saison auch beim Heimwerken oder im Winterlager zum Einsatz kommen. Dafür lohnt es sich dann auch, etwas mehr zu investieren, denn ein gutes Werkzeug kann ein Leben lang halten.
Hinweis
In diesem Beitrag geht es ausschließlich um Werkzeug für Reparaturen an Bord. Notfallausrüstung, wie Wantenschneider oder Notfallmesser habe ich bewusst nicht erwähnt. Diese Gegenstände sollten nicht in der normalen Werkzeugkiste aufbewahrt werden, sondern ihren eigenen, festen und leicht zugänglichen Platz haben. Ebenso wie eine sinnvolle Auswahl an Ersatzteilen (die ebenfalls nicht Teil dieses Artikels sind) ist die Auswahl der Notfallausrüstung abhängig vom Schiffstyp und dem Einsatzgebiet und kann daher nicht pauschal in einem Artikel behandelt werden.
Bordwerkzeug für kleinere Reparaturen
Die folgende Liste ist ein Beispiel für eine Grundausstatung an Bordwerkzeug. Wer hauptsächlich kleinere Fahrten unternimmt, ist mit dieser Liste schon ganz gut dabei. Natürlich sollte man die Auswahl den persönlichen Bedürfnissen anpassen: Dem einen ist vielleicht ein vollwertiger Schraubenschlüsselsatz wichtig, hält aber die Säge für unnötig. Ein anderer kommt mit dem Zangenschlüssel aus, möchte aber dafür auf Spezialwerkzeug für Reparaturen an der Bordelektrik nicht verzichten.
Seglermesser (mit Marlspieker)
Auch wenn es Seglermesser heißt: Ein gutes Messer mit Marlspieker und Schäkelöffner sollten auch Motorbootfahrer an Bord haben. Es kommt zum Einsatz, um Leinen zurechtzuschneiden, Knoten zu lösen, Holzstückchen in Form zu bringen, Butter aufs Brot zu schmieren oder auch, um den Propeller von verwickelten Leinen zu befreien (Für Notfälle sollte man ein extra Notfallmesser dabei haben, das für nichts anderes verwendet wird und darum immer scharf ist...)
Schlosserhammer (300 g)
- Günstige Variante: Gebrüder Mannesmann
- Profi Variante: Presch
Schlagdorn
- z. B. im Set von Connex?
Stechbeitel
- Günstig im Set von Gebrüder Mannesmann?
Zangen und Seitenschneider
- Kombizange Günstige Variante: Gebrüder Mannesmann
- Kombizange Profi Variante: Knipex
- Günstiges Zangenset: Gebrüder Mannesmann
- Profi-Zangenset: Knipex
Eine Zange ist immer dann nützlich, wenn man etwas greifen, ziehen oder drehen muss und die Kraft der Finger nicht ausreicht. Der Seitenschneider hilft, kleine Drähte oder Kabel zurecht zu schneiden. Wer mit einem Werkzeug auskommen möchte, der kann auch eine Kombizange verwenden, wobei ein separater Seitenschneider vielseitiger eingesetzt werden kann.
Zangenschlüssel
- gibt es nur von Knipex
Rollgabelschlüssel ("Engländer")
- Günstige und gute Variante: Stanley
Ein Engländer ist, ähnlich wie der Zangenschlüssel, ein Universalschraubenschlüssel. Der Vorteil gegenüber dem Zangenschlüssel ist, dass er auch in Ecken eingesetzt werden kann wo man den Zangenschlüssel nicht ordentlich zusammendrücken kann. Nachteil ist die etwas mühsamere Einstellarbeit auf die richtige Schraubengröße. Idealerweise ist beides an Bord, um einen Bolzen und die passende Mutter gleichzeitig packen zu können.
Schraubendreher mit Bits
Ein Universal-Schraubendreher mit einem Set an Bits ist eine günstige und Platzsparende Alternative zu einem kompletten Schraubendreher-Set. Für eine Grundausstattung ist diese Variante ausreichend, für aufwändigere Arbeiten ist das Schraubendreher-Set natürlich überlegen.
Achtung: Um kaputte Schraubenköpfe zu vermeiden empfiehlt sich unbedingt ein vollständiger Satz in allen Größen und in guter Qualität.
Handsäge für Holz und Metall
- Günstige Variante: Bosch (+ Sägeblätter)
- Hochwertigere Variante: Stanley
Werkstattfeile
- Günstige und ausreichende Variante: Pferd
Gewebeband ("Gaffatape")
- Gute Qualität von Tesa
Wann immer etwas schnell provisorisch befestigt oder zusammengehalten werden muss, ist Gaffatape schnell zur Hand. In Kombination mit WD40 das Dream-Team für schnelle Problemlösung. (Siehe auch hier: Engineering Flowchart)
WD-40
- das Original: WD-40
Maßband
- z.B. von Stanley
Voltmeter
- z.B. die einfache Variante von Hama
Wer eine Elektroanlage an Bord hat (und sei es nur für die Positionsleuchten) , der sollte zur Fehlersuche auf jeden Fall ein Voltmeter dabei haben.
Bordwerkzeug für ambitioniertere Bootsbastler
Du willst auch unterwegs nicht auf "vernünftiges" Werkzeug verzichten? Wenn du länger unterwegs bist, ein älteres Boot hast und gerne unabhängig bist, solltest du dir diese Liste einmal ansehen. Die folgenden Werkzeuge gehen über die Grundausstattung hinaus, machen dafür aber auch viele Arbeiten einfacher und schneller. Wir haben hier bewusst zunächst nur Handwerkzeuge vorgestellt, Elektro-Werkzeug kommt im letzten Abschnitt dran.
Schraubenschlüssel-Set
- Günstige Variante: Gebrüder Mannesmann
- Profi-Variante: Proxxon
Noch wichtiger als die "richtigen" Schraubendreher sind "richtige" Schraubenschlüssel. Obwohl ein Zangenschlüssel ein tolles Werkzeug und der Engländer auch sehr nützlich ist: Wenn es darum geht, ordentlich Drehmoment in engen Bereichen (z.B. an Bolzen an der Maschine) anzubringen, kommt man um richtige Schraubenschlüssel nicht umhin.
Steckschlüssel-Satz
- Günstige Variante: Gebrüder Mannesmann
- Profi-Variante: Gedore
Zusätzlich zu den Schraubenschlüsseln sollte ein vollständiger Satz Steckschlüssel nicht fehlen. Mit Ratsche und Verlängerung kommt man an Schrauben, die mit den Schraubenschlüsseln nicht erreichbar wären. Und zum Gegenhalten braucht man sowieso einen zweiten Schlüssel der gleichen Größe (oder einen Zangenschlüssel)
Handbohrer
- z.B. dieses Modell?
Isolierband
- z.B. dieses hier
Gas-Lötkolben
- Günstig und gut: Dremel
Auch wenn Elektro-Verbindungen an Bord nicht gelötet werden sollten, so gibt es doch eine Menge sinnvoller Einsatzmöglichkeiten für einen Gas-Lötkolben: mit entsprechendem Aufsatz als "Hotknife", zum Erhitzen von Schrumpfschläuchen oder auch zum Entfernen von eingeklebten Schrauben.
Schleifpapier
- z.B. von Gyvazala
Schraubzwingen
- z.B. von Wolfcraft
Werkzeug für Langfahrt und Blauwasser-Törns
Oszillierendes Multifunktionswerkzeug
Schraubstock
- günstige Variante: Gebrüder Mannesmann
- bessere Qualität: Stanley
Akkuschrauber
Nicht nur zum Schrauben, sondern auch zum Bohren kann ein Akkuschrauber eine sinnvolle Ergänzung zum Handbohrer sein.
Tipp: Wer nur gelegentlich Schrauben eindreht, für den könnte der Bosch IXO mit USB-Ladefunktion interessant sein.
Crimpzange für Kabelschuhe und Aderendhülsen
Wer seine Bordelektrik selbst erneuert oder erweitern möchte, kommt um eine ordentliche Crimpzange nicht herum.
Selbstverschweißendes Band (Rescue Tape)
- wir empfehlen das Original von Rescue Tape
Filterschlüssel / Bandschlüssel
- günstige Variante: Brüder Mannesmann
- Profi-Variante: Gedore
Handhobel
- günstige Variante: MS-Warenvertrieb
- Profi-Variante: Dictum
Holzhammer / Schreinerklüpfel
- günstige Variante: Silverline?
- Profi-Variante: Ulmia
Die Werkzeuge verstaut man (je nach Umfang der Ausstattung) am besten in einer oder mehreren mittelgroßen Boxen oder einer entsprechenden Werkzeugtasche.
Habe ich was vergessen? Schreibt es in die Kommentare, dann kann ich es in die Liste aufnehmen…
Ein Multitool (z.B. von Leatherman). Spart Platz und man hat erst einmal eine Notausrüstung zur Hand zum Schrauben, schneiden und festhalten. Außerdem einen Satz von Inbusschlüsseln, z.B. Von connex.
Danke für die Tipps, das werde ich in den Artikel aufnehmen. (Ich trage übrigens häufig auf See genau so ein Multitool am Gürtel. Hatte nur komplett vergessen, das in die Liste aufzunehmen, weil es eben „am Mann“ ist und nicht in der Werkzeugkiste…)
Ich habe noch ein Stemmeisen mit dabei. Das braucht wenig Platz, kann aber sehr hilfreich sein. Bei mir z. B. beim Spannen des Keilriemens.