Fischkutter Refit Teil 4 - Umbau Ruderhaus: Der neue Steuerstand • KlabauterKiste

Fischkutter Refit Teil 4 – Umbau Ruderhaus: Der neue Steuerstand

Der Zustand des Ruderhauses zeigte, dass dieses Boot über viele Jahre nur als Wohnboot genutzt wurde. Ja, es hat wohl alles mal funktioniert – aber spätestens mit dem Wissen um die Notwendigkeit zum Einbau einer neuen Maschine war klar: Alles muss raus. Mach‘ neu.

Das große Holz-Steuerrad soll wieder seine Funktion erhalten und auch ein großer Kompass, so wie er einmal vorhanden war, kommt wieder ins Ruderhaus. Auch das Original Reintjes Schaltgerät für Motor und Getriebe soll wieder Verwendung finden.

Langweilig-Boot-Shirt
Nicht gerade klein, diese Baustelle

Also erst einmal Abbruch der alten Holzkonstruktion, die teilweise (so z.B. das Auflager der Steuerrad-Welle) beeindruckend massiv war. Alle noch guten Eiche- bzw. Teak-Holzteile wurden „sichergestellt“.

Die Holzarbeiten

An den Abmessungen des neuen Steuerstandes war nichts zu ändern. Vorgegeben waren die Innenmaße des Ruderhauses, das wieder mittig zu platzierende große Steuerrad und auf der Steuerbordseite der offene Niedergang zum Maschinenraum.

Auf einem modernen Fischkutter hat mir mal sehr gut gefallen, dass alle wichtigen Anzeige- und Bedienelemente in einem leicht schräg zur Mitte angeordneten Pult zusammengefasst waren. 

Also: so etwas wollte ich auch.

Im ersten Schritt entstand jetzt ein einfaches Holzmodell des neuen Steuerstandes (siehe unten) im ungefähren Maßstab 1:10.  Die Positionen des Steuerrades und vom Reintjes Schaltgerät entsprechen denen im alten Ruderhaus, neu sind die Arbeitsplatte, der Kompass (hier noch ein Rundholz-Abschnitt) und natürlich das schräg angeordnete Pult.

Sieht soweit alles gut aus, die Proportionen scheinen zu stimmen. Nun muss das alles nur noch gebaut werden

Holzmodell 1:10 als erste Planungsstufe für den Neubau

Das Holzmodell ist dann die Vorlage für eine Zeichnung, aus der die Abmessungen der Holzteile hervorgehen. Auch hier wollte ich wieder durchaus massiv bauen, also dicke Streben und kein dünnes Sperrholz.

Die Feinplanung für den Neuaufbau des Steuerstandes

Die Feinplanung (Abbildung 41) zeigt, wie der Aufbau sein und was genau an Material benötigt wird. 

In der Mitte ein stabiler Rahmen, der nicht nur das Steuerrad trägt, sondern in den auch die 230V-Landstromversorgung (unterhalb des Steuerrades) umzieht und die neue 12V-Verteilung (an der rechten Seite) ihren Platz finden soll. Den Rahmen baue ich aus KVH 6x6cm und 4x6cm).

Die vier „Pfosten“ erhalten Ausfräsungen zur Aufnahme der Seitenteile aus (18mm Sperrholz).

Die vier Pfosten (vorne „Type B“ mit zwei Ausschnitten, hinten der „Typ A“) werden mit Leisten aus 4x6cm KVH verbunden. Alle Verbindungen werden geschraubt und geleimt. Die Außenkanten der Pfosten habe ich mit einer Oberfräse leicht abgerundet. 

Auf Abbildung 43 ist zu sehen, dass die beiden vorderen Stützen des Rahmens die volle Länge haben, hinten musste gekürzt werden. Dies zur Anpassung an die vorhandene Wand des Ruderhauses, die diese Kontur vorgibt. Mehrere Anproben haben geholfen, die richtigen Maße zu finden. So richtig gerade und rechtwinklig ist in diesem Boot ja wirklich nichts. 

Nun passt helles Holz nicht zu einem alten Kutter. Also: Dünnschichtlasur „Teak“ 3 mal aufgetragen und das KVH sieht richtig gut aus. Abschließend noch 4 Schichten Bootslack. Fertig.

Genauso werden auch die drei „Füllstücke“ aus 18mm Sperrholz behandelt, nachdem diese schon einmal die benötigten Ausschnitte und an den Außenkanten auch gefräste Rundungen bekommen haben.

Der neue Rahmen, noch ohne die vorderen Verbindungen, im Rohbau

Nun ist die massive Tischplatte dran. Sie entsteht aus einer Multiplexplatte (BFU 100, B/BB), Birke Stärke 21mm, Abmessungen 50x152cm. Die Form dieser Platte wird den Ruderhauswänden angepasst (wie gesagt, rechte Winkel gibt es hier nicht) und so abgeschrägt, dass das neue Pult Platz findet.

Da ich zwischenzeitlich eine „neuen“ Kompass gefunden habe kommt auch gleich noch der entsprechende runde Ausschnitt dafür hinzu.

Der Rahmen des Steuerpults entsteht ebenfalls aus Sperrholz-Zuschnitten, hier 12mm stark.

Schon im Rohbau sieht das Ganze beeindruckend aus (Abbildung 44).

Es sind aber einige Anproben notwendig, bis das alles wirklich passt. Die Gestaltung der Pultabdeckung wird sich noch ändern.

Rohbau der Deckplatte

Auch die Kanten der Tischplatte werden im vorderen Bereich gefräst, alles wird mehrfach geschliffen und dann mit Dünnschichtlasur und Bootslack behandelt.

Fertig zum Einbau!

Erste Stellprobe: Passt alles

Der kleine graue Kasten (oben zu sehen) ist ein Provisorium für die 12V-Vorsorgung (kommend von der PV-Anlage mit Speicherbatterie) für Bilgenpumpe und Kajüte. 

Im Pult sind die Anfänge der Verdrahtung zu sehen: kleine Verteilerleisten stellen zur Verbindung der Verkabelung im Boot mit dem Anzeige- und Bedienpult.

Gleichzeitig auch Messpunkte, falls es zu einer Fehlersuche kommt.

Einbau der Hydraulikpumpe und Inbetriebnahme

Nachdem der Hydraulikzylinder jetzt endlich auf seinem Platz war und der Rahmen steht, kann auch der Zusammenbau und die Inbetriebnahme der Steuerung beginnen.

Für den Einbau der VETUS Steuerpumpe (auf die dann das Steuerrad montiert wird) habe ich einen Adapter verwendet, der die Pumpe später nur noch etwas aus dem Steuerstand ragen lässt. Gerade genug, dass auch das alte Holz-Steuerrad noch genügend Abstand zum Steuerstand hat.

Montiert habe ich erst einmal als Provisorium ein gebrauchtes, passendes Steuerrad (Kleinanzeigen sei Dank). Auf dessen Basis werde ich dann irgendwann später einmal auch das alte Holz-Steuerrad wieder montieren können. Meine Idee ist es, die Nabe des modernen Steuerrades dazu in die Mitte des Holzrades zu „transplantieren“. Später mal.

VETUS Kurzschlusshahn für 10mm Nylonleitung

Da ich meine Notpinne (die mir ja schon mal einen guten Dienst geleistet hat) unbedingt wieder verwenden möchte, muss ein Kurschlusshahn (Abbildung oben) vorgesehen werden. Montiert wird dieser im Ruderhaus, oben links am Rahmen (Backbordseite) und damit dicht neben der Steuerpumpe.

Gut erreichbar muss das alles sein.

Jetzt wird das alles nach Anleitung mit 10mm-Hydraulikschläuchen verbunden. Dabei kann man fast nicht verkehrt machen. Oder doch?

Lange überlegt habe ich, welche Leitung der Steuerpumpe an welchen Anschluss des Hydraulikzylinders gehört. Das Ruder soll sich auch schließlich in die richtige Richtung bewegen.

Und gibt es die in die Schlauchenden zu steckenden Stützhülsen im 20er-Pack. Gut so, wenn mal etwas verloren geht. Es ist aber mehr als ärgerlich, wenn eine der Spannhülsen (wie die in jeder Verschraubung sitzen) auf nimmer Wiedersehen über Bord hüpft. War gar nicht so einfach, dafür einen Ersatz zu bekommen. Mein Dank an die SVB GmbH – hier gab es unbürokratische und schnelle Hilfe!

Füllen der Hydraulik (Zeichnung: VETUS)

Das Füllen der Hydraulik ist dann (wenn man zu zweit arbeitet) eine eher einfache Sache (Abbildung 47), dauert aber eine ganze Weile.

Funktioniert alles prima!

Anzeige- und Bedientafel

Die neue Anzeige- und Bedientafel soll alle relevanten Anzeigeinstrumente und Schalter aufnehmen. Da werden auch eine Menge Kabel notwendig sein, um das alles anzuschließen. Zur Montage der Bauteile und zu späteren (hoffentlich nur selten notwendigen) Fehlersuche wird die Frontplatte klappbar sein. So komme ich auch nachträglich noch überall gut ran.

Die Frontplatte

Die Frontplatte besteht aus 4 mm Pertinax (RI 40000, Hartpapier) und soll die Instrumente für den MAN-Motor ebenso aufnahmen wie eine Schalterleiste, Geschwindigkeitsmesser und Anzeige für die Ruderstellung und Tankinhalt. Eine erste Skizze (Abbildung unten) zeigt, dass alles gut unterzubringen ist.

Frühe Skizze zum Einbau der Motorinstrumente in das Pult

Die benötigten Ausschnitte arbeite ich mit einer Laubsäge heraus. Dauert schon eine Weile, ergibt aber saubere Schnittkanten.

Und ich meine, dass da Ergebnis sich sehen lassen kann. 

Die Instrumententafel

Im oberen Bereich der Tafel finden sich die Motor-Instrumente und das Zündschloss, alles auf den Original-Alufrontplatten „MAN Diesel“. Links der große Drehzahlmesser, dann folgen Zündschloss, Voltmeter (24V) und diverse Temperaturanzeigen. Unten rechts ein zusätzliches Instrument zur Anzeige der Abgastemperatur.

Die Reihe darunter beginnt mit dem großen Geschwindigkeitsmesser (weiß), es folgen Tankanzeige und Ruderlage (weiß). Mit den sieben beleuchteten Schaltern lassen sich die wichtigsten Funktionen bedienen, am letzten (achten) Schalterplatz ist eine digitale 12V-Spannungsanzeige und, äußerst praktisch, ein USB-Anschluss. 

Geschwindigkeitsanzeige

Das große Instrument (Durchmesser 85 mm) unten links ist ein KUS GPS-Tachometer Geschwindigkeitsmesser. Der Messbereich beträgt 0-15 Knoten bzw. 0-28 km/h. Völlig ausreichend für die maximale Geschwindigkeit, die HANNES erreichen kann.

Der Tachometer hat eine externe GPS-Antenne zeigt die tatsächliche Geschwindigkeit und den Kompass. Die kleine GPS-Antenne habe ich auf dem Dach des Ruderhauses montiert.

Verkabelung

Der Blick in das geöffnete Pult (Abbildung weiter unten) zeigt, dass hier eine Menge Kabel zu bändigen waren. Diese Arbeit konnte ich aber gut zuhause am Arbeitstisch durchführen. Nahezu alle Kabel zu/von Instrumenten und Schaltern laufen im Pult zunächst zu kleinen, festmontierten und gut erreichbaren Verteilerleisten.

Verteilerleisten mit jeweils 6 Anschlüssen mit
kürzbaren Brücken in schwarz und rot

Diese kleinen Verteilerleisten haben Schraubanschlüsse, alle dort auflaufenden Kabel erhalten aufgepresste Gabel- bzw. Ringschuhe.

Die Schraubanschlüsse stellte ich an Bord her – alles andere war vorher möglich, insbesondere auch die vielen Funktionstests.

A&O hier ist es, vorher einen vollständigen Schaltplan zu haben und diesen auch im Verlauf der Arbeiten konsequent zu aktualisieren, immer wenn es notwendig wird.

Mein Schaltplan (Auszug)

Ich habe das Ganze mit meinem Zeichenprogramm „Omnigraffle“ (MAC Software) gut machen können (siehe Abbildung oben). Fast immer sind diese Pläne eine Mischung aus Fotos von Komponenten und gezeichneten Verbindungen. Nicht 100%ig handwerklich korrekt, aber gut, wenn es darum geht, einzelne Bauteile oder gar Fehler zu finden.

Kabelfarben und -querschnitte sind eingetragen.

Im Bereich der Schalterbaugruppe (Abbildung unten) ist gut zu sehen, dass ich gerne mit WAGO Verbindungsklemmen arbeite, die ich auch an vielen anderen Stellen als Kleinverteiler nutze. Einfach zu bedienen, sehr gut für den Einsatz im Boot geeignet!

Alle vom Pult wegführenden Leitungen liegen in Installationsrohren. (PG-Rohr).

Das Bedien- und Anzeigepaneel geöffnet

Unter / hinter dem Pult sind zwei der Installationsrohre zur Kabelführung zu sehen.

Die 12V-Verteilung mit Sicherungsblock

An der rechten (Steuerbord-) Seite des Rahmens findet sich der Platz für die gut zugängliche 12V-Verteilung inkl. Sicherungsblock, Relais und Verteilerleisten. Die Kabel werden in den rechts und links montieren, offenen Kabelkanälen geführt (Abbildung unten).

Gesamtansicht der 12V-Verteilung
Schaltplan der 12V-Verteilung mit Sicherungsblock

In dieser Verteilung laufen viele Kabelverbindungen zur Anzeige- und Bedientafel auf (blaue Markierungen), ebenso wie viele Kabel direkt zu Verbrauchern.

Mit dem „Wahlschalter Service“ (Nockenschalter) wird die 12V-Verteilung wahlweise aus dem 24V-Batterieblock (über den DC/DC-Wandler von VICTRON) oder aus der 12V-Pufferbatterie der PV-Anlage versorgt. Der gleiche Schalter dient auch zur Abschaltung der 12V-Versogung im Boot (Mittelstellung).

Der Wahlschalter ist gut zugänglich im Steuerhaus rechts oberhalb der Landstromverteilung montiert.

Die Masseschiene nimmt die „Minus“-Anschlüsse diverser Verbraucher auf und hat eine Verbindung zum zentralen Massepunkt der Batteriebank.

Der Taster „Horn“ im massiven Messinggehäuse ist an der steuerbordseitigen Seitenwand des Ruderhauses montiert.

Wer hier drückt macht Krach

Über diesen Taster (Abbildung oben) wird ein Relais in der 12V-Verteilung angesteuert, mit dem der Kompressor des auf dem Dach des Ruderhauses montierten Drucklufthorns gestartet wird.

Trööööööööt. 

Schön laut.

Signalhorn auf dem Dach

Kabelführung im Ruderhaus

Die Antennenleitung zum Funkgerät und neue 12V-Verkabelung, soweit wie diese sichtbar ist, laufen in Messing- und Kupferrohren (und die mit teilweise richtig schöner Patina). An einigen Stellen schon in Messing-Rohrhalterungen geführt, geben diese dem Ruderhaus einen urigen Charakter. 

Einzige Ausnahme sind die vielen Kabel, die an der backbordseitigen Front des Ruderhauses vom Funkgerät, dem Echolot und anderen Verbrauchern Richtung Anzeige- und Bedienpult laufen. Hier habe ich keine Rohre verwendet, da auch einige Trennstellen bzw. kleine Verteilergehäuse (z.B. für den Anschluss des Funk-Zweitlautsprechers in der Kajüte) hier liegen müssen.

Alte (oben) und neue (unten) Ruderhaus-Rückwand

Passt alles sehr gut zu dem alten Holzaufbau mit seiner Patina, den vielen Löchern und Rissen. Dort, wo heute noch Plastik-Halterungen sitzen, werden diese ersetzt.

Das Reintjes Schaltgerät

Das schwere, alte Schaltgerät sollte auch im neuen Ruderhaus wieder sein Platz finden und funktionieren. Soweit mein Plan, allerdings war es bis dahin noch viel Arbeit.

Die gute Nachricht war: Der Bedienhebel lässt sich bewegen, die Anschläge für die Bowdenzüge zum Getriebe und zum Motor bewegen sich auch. Allerdings hing die Skala „in Fetzen“ und die Reste waren unlesbar.

Um eine neue Skala zu haben waren dann zwei Dinge notwendig: Eine neue Skala (eine Druckvorlage habe ich freundlicherweise von der Firma Reintjes bekommen) und der Bedienhebel musste ab – und hier lag das Problem. Der ging nicht ab, zumindest nicht mit meinen Mitteln.

Geholfen hat mir hier der örtliche Landmaschinenhandel. Die kannten einen „Zauber“, mit dem dieser Hebel dann tatsächlich zu entfernen war.

Die neue Skala dann drucken zu lassen, zu laminieren und zu montieren war dann einfach. 

Der (Zug-) Knopf zum Abstellen des Motors (Abbildung 59, links im Gehäuse) ließ sich dann auch nur mit Hilfe eines weiteren Zaubers wieder gängig machen. 

Dieses Schaltgerät wurde wohl über Jahrzehnte nicht mehr bewegt.

Die Abbildungen 58 bis 63 zeigen den Ablauf dieser Restaurierung. Letztendlich hat sich die Arbeit gelohnt, denn wo ist schon so ein Relikt der Vergangenheit noch im Einsatz?

Solide Mechanik: Der Hebelwill nicht abgehen
Geschafft! Der Blick ins Innenleben. Links sind Knopf und Stange der Motorabstellung zu sehen
Druckvorlage für die neue Skala. Dank an die Firma Reintjes!
Reintjes Schaltgerät: Originalplan
Generalüberholt und mit neuer Beschriftung
Schaltgerät und Bedienpult

Das Schaltgerät ist wieder an seinem ursprünglichen Platz im Ruderhaus (Abbildung oben). 

Und wartet auf seinen Einsatz.

Umzug und Erweiterung der Landstromversorgung

Mit der Fertigstellung des Rahmens im Ruderhaus ergab sich auch die Möglichkeit, die bisher an der Rückwand montierte Landstrom-Verteilung dort einzubauen (Abbildung unten).

Landstrom-Verteilung am neuen Platz im Steuerstand

Das Installationsgehäuse habe ich 1:1 umgezogen und die 230V-verkabelung entsprechend geändert.

Als erste Erweiterung habe ich einen „Galvanischen Isolator“ in die Erdungsleitung des 230V-Landstromanschlusses eingebaut. Eine mehr als sinnvolle Erweiterung, zu der VICTRON schreibt:

„Gemäß CE-Richtlinien muss der Landschutzleiter mit der negativen Gleichstromerdung Ihrer Yacht verbunden werden. Damit ist fast automatisch der Saildrive, Motor, Ventile und vieles mehr mit dem Landschutzleiter verbunden. Aufgrund der Verbindung zwischen dem Schutzleiter und der negativen Gleichstromerdung, kann es zu einem galvanischen Ausgleich zwischen der Nachbaryacht, der Marina oder anderen Bauten im Wasser und Ihrer Yacht kommen. Ist Ihr Schiff mit Anoden geschützt, werden diese aufgebraucht. Durch den Einbau eines galvanischen Isolators wird der Zinkverbrauch reduziert. Der Isolator wird zwischen Landanschluss und 230 V Bordnetz geschaltet.“

Die Abbildung unten zeigt, wie der Einbau erfolgt.

Skizze zum Isolator-Einbau (VICTRON)

Aus Platzgründen habe ich den Isolator an die Rückseite der Montageplatte gesetzt, an der die 230V-Landstromverteiling im Rahmen montiert ist (Abbildung 66 zeigt dies in einer Draufsicht).

Hier liegt die Erdleitung des Landstromanschlusses auf dem Isolator auf und wird danach sowohl in die Landstromverteilung wie auch an den zentralen Massepunkt meines Bootes geführt (gelb/grüne Leitung).

Der Isolator, montiert hinter der Landstrom-Verteilung (Draufsicht)

Und da es bisher nur eine einzige 230V-Steckdose im Ruderhaus gab habe ich bei der Gelegenheit auch vier neue Steckdosen montiert, davon zwei geschaltet (Abbildung oben). 

An einer dieser abschaltbaren Steckdosen ist das 24V-Ladegerät, mit dem zweiten Schalter kann die Beleuchtung im Motorraum und eine weitere Steckdose geschaltet werden.

Die oberen Steckdosen werden direkt versorgt, ohne Schalter.

Erweiterung 230V-Versorgung und 24V-Ladegerät

Die Montageplatte für die zusätzlichen Steckdosen und das Ladegerät liegt direkt über dem Niedergang zum Motorraum. Die Klappe, die diesen Niedergang verschließt, wird durch diese Installation nicht behindert.

Funkgerät

Ohne Funkgerät möchte ich mit HANNES nicht fahren. Dazu fehlten mir aber genau drei Dinge: Eine SRC-Funklizenz, das DSC-Funkgerät und die Frequenzzuteilungsurkunde mit DSC-Rufnamen.

Die SRC-Lizenz kann ich Ende 2020 in einem der wenigen Lehrgänge, die noch Coronabedingt laufen, erwerben.

Nun brauche ich Funkgerät und meine Ship Station License. Geht alles sehr zügig. Und wer mich mal per DSC rufen möchte:

HANNES / DC5092 / 211393590

COBRA MRF77B GPS

Ich entscheide mich für ein eher preiswertes Gerät, ein UKW-Funkgerät mit GPS/DSC/ATI: COBRA MRF77B GPS.

Dazu kommt eine UKW-Kurzantenne (L=250mm, GfK, mit 18m Kabel und A4-Winkel), die ich auf dem Dach des Ruderhauses montiere. Dies erst einmal provisorisch mit großer Kabelreserve auf dem Dach. Vielleicht setze ich noch mal irgendwann einen Besan-Mast (hatte HANNES wohl auch einmal, denn es gibt noch gut sichtbare Spuren davon), dann kann ich diese Antenne auch dort (also deutlich höher) montieren.

Funkgerät (links) und NASA Sting Ray Echolot

Das Funkgerät montieren ich backbordseitig unter dem Dach des Ruderhauses, direkt neben dem schon vorhandenen Echolot. Ein externer Lautsprecher kommt in die Kajüte, damit auch dort der Funkbetrieb gehört werden kann.

Duplexer (Antennenweiche)

Um die Kurzantenne einen möglichst gut nutzen zu können und dabei auch gleich bessere Empfangsbedingungen für das UKW-Autoradio (in der Kajüte) zu bekommen, montiere ich einen aktiven Duplexer für UKW-Seefunk, Autoradio und AIS (Hersteller: BANTEN). In den Unterlagen dazu heißt es:

„Gleichzeitigen Betrieb der UKW-Seefunkanlage und eines Autoradios an der vorhandenen UKW-Seefunkantenne. Das bereits vorhandene Antennenkabel kann weiterverwendet werden. Sehr guter Radioempfang durch integrierten Verstärker. Zusätzlich ist ein Anschluss für einen AIS-Empfänger vorhanden.“

Funkgerät und der direkt daneben montierte Duplexer werden gemeinsam mit 12V versorgt. Ohne Schalter, mit Absicherung in der 12V-Verteilung.

UKW-Kurzantenne (mit Kabelreserve) neben der PV-Anlage

NASA Sting Ray Echolot

Das Echolot (Abbildung weiter oben) war schon beim Kauf des Bootes dabei und betriebsfähig. Der Messbereich (Umschaltung der Wassertiefe) ist wahlweise

A = 0-25 m, B = 0-100 m

und damit für meine Zwecke mehr als ausreichend. Über den Schalter „Instruments“ wird das Gerät mit Strom versorgt.

Der Schwinger (Sensor) ist im Rumpf, backbordseitig und etwa in der Schiffsmitte montiert.

Deckleuchten, Dampfer- und Ankerlicht

Schon kurz nach dem Kauf, noch am Liegeplatz in Cuxhaven, hatte ich Steuer- und Backbordleuchte sowie die Heckleuchte schon mal provisorisch angeschlossen.

Es fehlen also noch Anker- und das Dampferlicht. Zusammen mit zwei Leuchten für das Deck soll das alles an den Mast kommen.

Ich bereite das in meiner Garagenwerkstatt vor (Abbildungen unten) für den Moment, wo Arbeiten am Mast durchgeführt werden. Ein mehrpoliges Kabel, an einer Wante zum Mast heraufgeführt, hatte der Vorbesitzer schon eingebaut. Die Träger für Leuchten und Verteilung sind aus Edelstahl.

Nur wurde das erst einmal „auf Eis“ gelegt. Also, ab in die Kiste.

Erst im Sommer 2021, am Liegeplatz in Büsum, kommen dann Verteilung und Leuchten endlich per Hubsteiger an den Mast. 

Die Zuleitungen zu den Leuchten laufen über mehrere Durchführungen und Verteilungen bis zum Anzeige- und Bedienpult im Ruderhaus.

In Cuxhaven: Das soll noch alles an den Mast

Der Stromlaufplan dieser Leuchten ist dementsprechend umfangreich (Abbildung unten). Ich nutze dafür ein bereits vorhandenes, mehrpoliges Verbindungskabel zwischen Kajüte (unter dem „Kapitänsbett“) und dem Ruderhaus. 

Diese Kabel beginnt im Ruderhaus am VT07 (im Rahmen steuerbordseitig unten) in einem Klemmblock und bietet weitere, freie Anschlüsse zur zukünftigen Verwendung.

Sollte hier einmal ein Fehler zu suchen sein, wird es ohne einen Stromlaufplan kaum gehen.

Stromlaufplan der Mastleuchten
VT07 rechts unten im Rahmen

HiFi-Anlage mit Mikrofon

Um auch außerhalb von Ruderhaus oder Kajüte Musik hören zu können, habe ich einen kleinen Verstärker und wetterfeste Außenlautsprecher montiert.

Alles zusammen für unter 100 € und absolut ausreichend. Auch ein Mikrofonanschluss ist vorhanden – eigentlich für Karaoke gedacht. Ich habe als Mikrofon ein gutes Schwanenhals-Mikro aus dem Fundus „wiederbelebt“, das zusammen mit zwei Kippschaltern für die Ruderhaus-Ausbeleuchtung und das Licht im Maschinenraum in einem kleinen Gehäuse unter dem Dach des Ruderhauses seinen Platz gefunden hat (Abbildung weiter unten).

Hört sich aber schon etwas speziell an, wenn ich damit eine Durchsage mache, denn es gibt einen gewaltigen Hall-Effekt.

Der kleine PA-Verstärker mit 2x50W
Der Verstärker mit im Ruderhaus

Wichtig war mir, Musik per Bluetooth hören zu können – aus meiner Sammlung auf dem IPhone. Das funktioniert prima. 

Rammstein, volle Lautstärke!

Durchsagemikrofon

Nettes Detail ist, dass dieser Verstärker auch mit 12V betrieben werden kann. Also: Musik nicht nur am Liegeplatz!

Der Suchscheinwerfer

Auf dem Dach des Ruderhauses waren nur noch die Reste eines größeren Suchscheinwerfers. Dann – wie der Zufall es will – finde ich in den Kleinanzeigen genau diesen Scheinwerfer, nahezu neuwertig und zu einem Schnäppchenpreis.

Der neue 12V-Suchscheinerwerfer „ROBO“ (ein BOSCH Lizenzbau) mit Reflektor von rund 16cm Durchmesser, eine Länge über alles von etwa 45 cm und funktioniert einwandfrei. Leuchtmittel. 50W.

12V-Suchscheinwerfer ROBO

Hier muss ich nur die Dachöffnung etwas nacharbeiten, denn der „neue“ Scheinwerfer benötigte eine etwas größere Öffnung.

Die Kabelführung darf die Beweglichkeit nicht einschränken und hat eine entsprechend große Länge.

Geschaltet wird der Scheinwerfer direkt über das Schaltpult als „Search Light“.

Die Schleuderscheibe

Die Schleuderscheibe ist noch ein kleines Problem: Der Motor läuft mit 12V einwandfrei, die Schleuderscheibe lässt sich mit der Hand auch gut drehen.

Nur ein Riemen, der beides verbindet, ist bisher nicht zu finden.

Typenschild vom Klarsichtfenster

Kann jemand helfen?

Alles an seinem Platz

So langsam kommen die Arbeiten im Ruderhaus zum Abschluss. Noch vor wenigen Tagen eine Baustelle (Abbildung unten), so sind im Herbst 2021 nahezu alle Punkte meiner sehr langen Liste abgearbeitet.

Der Steuerstand, hier noch im Aufbau

Die hydraulische Steuerung ist montiert – erst einmal mit einem provisorischen Steuerrad (Abbildung unten). Die Elektrik funktioniert, nur den großen Messing-Kompass und den Kapitänssessel lasse ich erst einmal noch in meiner Werkstatt. 

Wird auch noch nicht gebraucht.

Steuerstand vorbereitet, es fehlt noch der große Kompass

Übersicht: Die Komponenten im Steuerstand

Komponenten im Steuerstand
  1. Bedienelemente der Batterieüberwachung
  2. Batteriewahlschalter 12V-Verteilung (PV / Aus / 24V)
  3. HiFi-Verstärker (für die Außenlautsprecher)
  4. Kurzschlusshahn der Hydrauliksteuerung
  5. 12V-Verteilung
  6. Batterieüberwachung

Gelb: Steckdosen und Schalter der 230V-Verteilung

Dies war der vierte Teil von Peter Samulats Buch „Ich hab‘ mir einen alten Fischkutter gekauft„. Wie es weitergeht erfährst du nächste Woche in der KlabauterKiste.

About the author

Peter Samulat

Dr.-Ing. Peter Samulat, Jahrgang 1956, lebt in Dithmarschen, ist verheiratet, hat vier Kinder und seit Jahren den Wunsch, einmal ein eigenes Boot zu besitzen. Dafür wird sogar das jahrelang gepflegte Hobby digitale Modelleisenbahn aufgegeben. Denn im Jahr 2020 ergab sich die Gelegenheit, einen alten, schon zum Wohnboot umgebauten Fischkutter zu erwerben. Und so beginnt diese Reise ins überraschend Unbekannte.


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