Für viele Menschen scheint der Traum von eigenen Holzboot unerreichbar. Dabei kann man mit ein wenig handwerklichem Geschick und einer guten Portion Geduld auch mit kleinem Budget zum Besitzer einer Schönheit aus Mahagoni werden. Horst Hamm aus Bremen hat die Restaurierung einer Holzjolle von Typ „Pirat“ in der BootsBastler-Gruppe auf Facebook vorgestellt.
Er bekam das Boot durch einen glücklichen Zufall und konnte es renovieren. Vielen Dank an Horst dass wir seinen ausführlichen Refit-Bericht hier vorstellen dürfen:
Bestandsaufnahme und Einrichten des Arbeitsplatzes
Der Holzpirat lag jahrelang in einer Werft einer Ecke. Die Vollholz-Mahagonijolle war durch die lange Lagerung an Land ungepflegt, alt und rissig. Zunächst wird das Boot in die improvisierte „Werfthalle“ verholt.
- Swipe left/right to see more
-
-
Das Boot ist in meiner „Werft“ angekommen und muß auf die Böcke gelegt werden.
-
-
Mit den 4 Hubzügen ist das Handling der schweren Holzjolle möglich.
-
-
Da liegt sie nun, die Barbarella, bereit zur Restaurierung.
-
-
Man sieht deutlich, dass das Boot sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das Holz unter dem alten Anstrich ist jedoch noch erstaunlich gut.
-
-
Diese Werftmarkierung war in den Kiel graviert. Ich konnte aber nicht heraus finden welche Werft das Boot gebaut hat. Der Bautermin liegt jedoch etwa bei 1965.
-
-
Der alte Lack musste komplett entfernt werden.
-
-
Viel Arbeit wartet auf mich.
Neues Ruder aus Eiche mit Edelstahlblatt
Das fehlende Ruder hat der handwerklich begabte Neueigner einfach nach den Originalplänen (gefunden auf www.holzpirat.org) nachgebaut. Nötig waren Eichenholz, Edelstahl- und Messingblech und ein paar Werkzeuge, die man in einem gut bestückten Hobbykeller finden kann.
- Swipe left/right to see more
-
-
Weil kein Ruder bei dem Boot war musste ich als erstes ein Neues bauen. Den Plan fand ich auf der Internetseite der Holzpiraten.
-
-
Im Internet fand ich auch Eichenholz in gewünschter Stärke.
-
-
Zunächst habe ich mir Schablonen gefertigt.
-
-
Die ausgesägten Teile des Ruderkopfes werden zusammen geleimt.
-
-
Aus 5 mm Messingblech werden die Scharniere mit der Stichsäge ausgeschnitten.
-
-
Mit meiner kleinen Drehbank werden die Scharniere gefertigt und der Drehpunkt für das Ruderblatt.
-
-
Die Scharniere werden mit Hartlot einglötet.
-
-
Die fertigen Scharniere.
-
-
Das Ruderblatt war auch nicht dabei. Also eine Schablone gefertigt.
-
-
Ich habe ein 4mm Blech aus rostfreiem Stahl vom Schrottplatz für 45€ gekauft um das Ruderblatt herzustellen.
-
-
Mit der Flex wurde das Ruderblatt ausgeschnitten.
-
-
Endlich geschafft. Das Ruderblatt ist ausgeschnitten.
-
-
Das Lager für das Ruderblatt ist etwas dicker. Dadurch kann das Ruderblatt nicht klemmen wen die Schraube am Ruderkopf fest angezogen wird.
-
-
Das Schwert ist eingefügt.
-
-
Die Pinne ist nun auch an das Ruder angefügt.
-
-
Das Ruder passt.
Unterwasserschiff ausleisten
Durch die lange Lagerzeit im Trockenen war das Holz am Rumpf an vielen Stellen geschrumpft und hatte Risse bekommen. Nach dem Abschleifen hat Horst die Risse ausgefräst und Leisten eingeleimt.
- Swipe left/right to see more
-
-
Das Unterwasserschiff sah grausam aus.
-
-
Erst nachdem die alte Farbe abgeschliffen war konnte man alle Risse erkennen.
-
-
Nach langem Trockenlager in der Werft war der gesammte Boden gerissen.
-
-
Sämtliche Risse habe ich mit einem 6 mm Fräser mit der Oberfräse ausgefrässt und mit Mahagonileisten mit Epoxi ausgeleimt.
-
-
Insgesamt waren ca. 80 Ausfräsungen nötig.
-
-
Einige Risse gingen fast über die gesamte Bootslänge.
-
-
Manche Risse waren sehr gekrümmt und mussten kompliziert ausgefrässt werden.
-
-
Die Risse vor und nach dem Schwertkasten mussten zusätzlich mit Y-Hölzern verstärkt werden.
-
-
Die letzte von ca. 80 Einleimungen mit 6mm Mahagonileisten.
-
-
Nach dem Schleifen des Unterwasserschiffes werden 4 Lagen Lack und der Antifoulinganstrich aufgetragen.
Neue Scheuerleisten
Die Scheuerleisten hat Horst aus einer Eichenbohle komplett neu angefertigt. Um die Schraublöcher zu verpfropfen hat er ein Senkbohrer-Set von Hamag und einen entsprechenden Pfropfenbohrer verwendet.
- Swipe left/right to see more
-
-
Die alten Scheuerleisten sind unansehnlich und stehen vom Boot an vielen Stellen ab. Hier müssen neue Leisten gemacht werden.
-
-
Über das Internet habe ich Eichenbolen gekauft, daraus sollen die Scheuerleisten zurecht gesägt werden.
-
-
Die Eichenbohle wird zu Leisten geschnitten.
-
-
Die Leisten werden mit der Fräse abgerundet…
-
-
…und mit Epoxi zusammen geleimt…
-
-
…damit sie die Länge des Bootes bekommen.
-
-
Mit diesem Spezialbohrer werden die Löcher gebohrt in die die Schrauben kommen die die Scheuerleisten am Boot halten. Beim Ausbohren werden gleichzeitig die Löcher für die Pfropfen gebohrt.
-
-
Mit diesem Bohrer werden die Pfropfen hergestellt die auf die Schraubenlöcher der Scheuerleiste gedübelt werden. Die Pfropfen werden aus den Resten der Eichenbohlen gebohrt.
-
-
Die neuen Leisten sind angeschraubt…
-
-
…und die Pfropfen werden eingeschlagen.
-
-
Auffüllen mit Epoxi damit kein Wasser zwischen Scheuerleiste und Boot kommt.
-
-
Nach dem Schliff sitzt die Scheuerleiste passgenau am Boot.
-
-
Sieht schon recht edel aus.
-
-
Die neue Scheuerleiste macht das Boot wieder zum Schmuckstück..
Mast und Bodenbretter lackieren
- Swipe left/right to see more
-
-
Der Mast wurde komplett entlackt…
-
-
…und neu lackiert. Insgesamt vier Lagen.
-
-
Die Bodenbretter, ebenfalls entlackt und neu lackiert, trocknen in der Sauna.
Gabelpinne bauen
Nach den Originalplänen wurde eine – für den Piraten typische – Gabelpinne gebaut. Dafür wurden Holzleisten mit Dampf über eine Schablone gebogen (mit einem simplen Kochtopf) und anschließend in 5 Lagen formverleimt.
- Swipe left/right to see more
-
-
Eine Gabelpinne gehört zum Piraten. Also wird zunächst eine Zeichnung angefertigt.
-
-
Nach der Zeichnung habe ich Schablonen gemacht.
-
-
Aus diesen Leisten soll die Gabelpinne gebaut werden.
-
-
Die Rundung der Gabelstütze wurde am Wohnzimmertisch gezeichnet.
-
-
Eine Schablone für das Biegen der Gabelstütze habe ich angefertigt.
-
-
Mit Dampf wurden die Leisten gebogen.
-
-
Der Kochtopf ist eine simple und funktionale Lösung für das Biegen kleinerer Holzteile.
-
-
Die heißen Leisten wurden mit einem Gummistrop auf die Schablonen gebunden.
-
-
Anschließend wurden die Arme der Pinne aus fünf Lagen formverleimt.
-
-
In das Gabelende habe ich eine Verstärkung eingeleimt.
-
-
Die fertige Gabelstütze.
-
-
Nun wurde alles zusammen gesetzt.
-
-
Die Gabelpinne trocknet vor der Heizung.
-
-
Die Gabelstütze wurde mit zwei weiteren Leisten verstärkt.
-
-
So sieht die fertige Gabelpinne an Bord der restaurierten Holzjolle aus.
Stapellauf
Nach der aufwendigen Restaurierung schwimmt der Pirat nun wieder. Eine ideale Holzjolle für Einsteiger und ein Schmuckstück obendrein.
- Swipe left/right to see more
-
-
Die Gabelpinne auf dem Boot angebracht. Nun sieht die Holzjolle wie neu aus.
-
-
Sie ist wasserdicht und strahlt in alter Schönheit.
-
-
Das alte Mahagonideck des Holzpiraten glänzt wie neu.
-
-
Auch die alten Beschläge wurden neu poliert.
-
-
Der alte Glanz ist wieder da, jetzt unter neuem Namen.
-
-
Holzpirat „Nixe“ unter Segel
-
-
Sogar die alte Abdeckplane kann nach dem Waschen weiter verwendet werden.
Dies ist nun schon der zweite Holzpirat, über dessen Restaurierung wir berichten. Hier geht es zum ausgiebigen Refit-Bericht eines Holzpiraten von Lennard Voigt.
Wenn ihr über weitere spannende Refit- und Restaurierungsprojekte informiert werden möchtet, meldet euch an zu den KlabauterNews.
Schönes Boot, aber die Vermessungsnummer (NICHT Werftnummer) 3125 weist auf ein deutlich späteres Baujahr als 1965 hin. Da war man etwa bei 25xx-Nummern. Mitte der 1970er passt, die 32xx-Nummern wurden 1977 vergeben, https://www.fky.org/prestodata/documents.php4?document=Pirat%202&atitle=DSV%20-%20Registerbuch%20Pirat-Jollen&sort=string
Allenfalls könnte es Boot gewesen sein, das erst unvermessen gebaut wurde, dann Jahre später vermessen wurde. Kenne ich auch, aber nur selten.