Mit unser kleinen Sadler 34 "Wanderling" sind wir seit Jahren auf Langfahrt und leben und arbeiten mehr oder weniger "Full Time" an Bord. Natürlich brauchen wir dafür stets eine schnelle Internetverbindung. Und genau das ist nicht immer ganz einfach: In entlegenen Ankerbuchten ist häufig schlechter oder gar kein Empfang. Bei (fast) jeder Ländergrenze wird eine neue Simkarte fällig, die man erst einmal besorgen muss. Und die Gebühren variieren stark. Von sehr günstig (1€/Tag für unbegrenzte Daten in Portugal) bis ziemlich teuer (20€/Woche für 10GB Volumen in Teilen der östlichen Karibik) hatten wir schon alles dabei.
Dieses Jahr sollte es nun in die Bahamas weitergehen, wo es viele unbewohnte Inseln und schöne Ankerplätze ohne Netzabdeckung gibt. Damit ihr auch weiterhin schnell eine Antwort auf Eure Support-Anfragen im Klabautershop bekommt und hier hin und wieder einen neuen Artikel lesen könnt, gab es jetzt nur noch eine solide Alternative: Wir brauchen eine Starlink-Anlage an Bord!
Die Anlage war schnell bestellt und dazu entschieden wir uns noch für ein 12V Umbau-Kit von Starwifi. Damit kann man Starlink mit 12V betreiben und spart ca. 40% an Stromverbrauch ein. Das ist auf einem kleinen Boot mit wenig Platz für Solar und eher kleiner Batteriebank schon ein gewichtiges Argument. Mit dem geplanten Aufbau wird die Anlage im Betrieb nicht mehr als 4A Strom ziehen.
Was ist Starlink?
Starlink ist ein von SpaceX entwickeltes Satelliteninternetprojekt, das darauf abzielt, weltweit schnelles und zuverlässiges Internet anzubieten. Das Konzept basiert auf einer Konstellation von tausenden kleinen Satelliten in der niedrigen Erdumlaufbahn, die in mehreren Phasen ins All geschickt werden.
Die Satelliten werden mittels der Falcon 9 Raketen von SpaceX in die Umlaufbahn gebracht. Durch die niedrige Umlaufbahn der Satelliten kann Starlink eine geringere Latenz und höhere Übertragungsgeschwindigkeiten bieten im Vergleich zu traditionellen Satelliteninternetdiensten, die in höheren Umlaufbahnen operieren.
Es gibt aber auch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die astronomische Forschung und die Raumfahrt, da die große Anzahl von Satelliten das Risiko von Weltraumschrott erhöht und die Sichtbarkeit des Nachthimmels beeinträchtigen könnte.
Neben der Bereitstellung von Internetzugang für Privatkunden weltweit, zielt Starlink auch darauf ab, Unterstützung für Katastrophenhilfe und Notfalldienste anzubieten, indem es in Krisenzeiten schnell einsatzbereites und verlässliches Internet zur Verfügung stellt.
Zum Lieferumfang von Starlink gehört die Antenne, eine Vierbein-Halterung, ein ziemlich langes Starlink Kabel sowie ein Stromkabel für 230V und der Router. Letztere zwei Komponenten kann ich für meinen 12V Aufbau erst einmal nicht gebrauchen.
Zum 12V Kit von Starwifi gehört ein Starlink-zu-Ethernet Adapter, ein Power-over-Ethernet (PoE) Gerät sowie ein kurzes Ethernet Kabel zum Verbinden der beiden. Außerdem wird noch ein bisschen Anschlussmaterial (Kabel mit fliegender Sicherung, Kabelschuhe und Stoßverbinder) und eine einfache Installationsanleitung mitgeliefert.
Der Aufbau ist im Grunde recht simpel. Die PoE-Einheit und den Adapter schraube ich in der Naviecke ans Schott. Die beiden Komponenten werden mit der kurzen Ethernet Leitung verbunden. Die PoE Einheit wird mittels Schraubklemmen an das 12V Bordnetz angeschlossen. Das Orginal Starlink Kabel wird in die Adaptereinheit gesteckt und mit der Antenne verbunden. Von der PoE Einheit geht es mit einem weiteren Ethernet Anschluss direkt zum Router bzw. Laptop. Dann ist auch schon alles bereit für einen ersten Testlauf!
Funktioniert – nicht. Natürlich. Also beginnt die Fehlersuche… Nach einigem Nachdenken fällt mir auf, dass bei der PoE-Einheit noch ein dritter Schraubklemmen-Anschluss vorhanden ist, an dem ein optionaler Ein-Aus-Schalter angeschlossen werden kann. Den brauche ich zwar nicht (die Anlage habe ich auf einen der Schutzschalter am Stromkreisverteiler gelegt, sodass von dort ein- und ausgeschaltet werden kann). Aber probieren wir es doch mal mit Dauerplus auch auf diesem Anschluss…
Und kaum macht man es richtig, schon funktioniert’s! Die Verbindung baut sich in wenigen Minuten auf und wir haben Internet an Bord. Ein kleines Wunder und die Freude ist groß!
Kostenübersicht
Starlink Antenne ca. 450 €
Starwifi 12V Kit ca. 280 €
Ethernet Kabel ca. 10 €
12V Router ca. 120 €
Mobile Regional Service monatlich ca. 83 €
Mobile Priority Service (auf See) ca. 2 € pro GB
Resümee nach 2 Monaten
Mittlerweile nutzen wir die Anlage seit ca. 2 Monaten täglich und sind immer noch sehr zufrieden. Ein paar kleine Verbesserungen möchte ich in nächster Zeit aber noch vornehmen.
Zum einen fehlt uns ein richtiger WIFI-Router. Den original Starlink Router können wir nicht verwenden, weil dieser nur mit 230V läuft und somit nicht mit dem 12V-Kit kompatibel ist. Mit dem Laptop Hotspot können wir uns zwar behelfen, das läuft aber leider nicht immer stabil und der Laptop muss durchgehend eingeschaltet bleiben. Was wir brauchen ist ein 12V Router. Zuhause hätten wir den längst einfach bestellt, die Auswahl ist groß und besonders teuer sind die Geräte nicht. Hier auf den Bahamas ist das allerdings alles ein bisschen komplizierter…
Der zweite Punkt ist der große Spannungsabfall an der PoE-Einheit, der sich im Bereich von 0,5 – 0,8V bewegt und in der PoE-Einheit ein seltsames Dauergeräusch verursacht. Nach Absprache mit dem Starwifi Support ist das technisch kein Problem. Um das nervige Geräusch loszuwerden, werde ich aber sobald wie möglich dickere Leitungen verbauen (aktuell 2,5mm² reichen scheinbar nicht aus).
Auf See nutzen wir den Mobile Priority Modus und haben auch schon stabile Verbindungen hinbekommen. Allerdings hat das manchmal, vor allem bei starkem Seegang oder wenn ein Segel vor der Antenne war, nicht gut oder auch mal gar nicht geklappt. Auf lange Sicht werden wir die Antenne mit einer geeigneten Halterung auf dem Geräteträger montieren. Dort ist sie besser vor Salzwasser geschützt und an einem höheren Punkt in größerer Entfernung von Rigg und Segeln.
WIFI Router und neuer Einbauort
Mittlerweile haben wir auch einen WIFI Router besorgt, der mit 5V über den Standard USB-C Anschluss versorgt werden kann. Wir haben uns für ein günstiges Modell des Herstellers GL-Inet entschieden , Kostenpunkt ca. 50€.
Der Router hat die Performance nochmal deutlich verbessert. Nach Einschalten der Anlage vergehen jetzt keine 5 Minuten mehr, bis die Internetverbindung steht. Kürzlich habe ich alle Komponenten dann noch platzsparend in der Nähe der Batteriebank verbaut. Damit ist jetzt auch das Problem mit dem hohen Spannungsabfall an der PoE-Einheit gelöst.