
Die See kocht, der Mast hängt neben dem tanzenden Schiff im Wasser und die scharfe Bruchstelle hämmert immer an der selben Stelle gegen die langsam nachgebende Bordwand. Kein Segler möchte jemals in diese Situation geraten. Und doch gehört zur guten Seemannschaft, auf einen solchen Fall vorbereitet zu sein. Um das Schiff zu retten ist hier ein zuverlässiger Wantenschneider Gold wert.
Doch wie lassen sich die lose herumschlagenden Edelstahl-Drähte am besten kappen, um das Schiff vom Rigg zu befreien? Hier scheiden sich die Geister, und an diversen Seglerstammtischen wird heiß diskutiert, wie das Kappen der Wanten am effizientesten und sichersten zu bewerkstelligen ist. Wir stellen mehrere Optionen, mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen, vor. Welche Variante man an Bord mitführt bleibt jedem Skipper selber überlassen. In jedem Fall lohnt es sich, das Gerät vorher an einem Stück Testdraht mit der gleichen Stärke wie die Wanten zu erproben.
Großer Bolzenschneider
Ein großer Bolzenschneider mit langen Hebelarmen kann erstaunlich dicke Drahtseile zerschneiden. Ist das Werkzeug von guter Qualität mit gehärteten Schneidklingen, so kann der Bolzenschneider eine günstige Option sein. Ein großer Nachteil des Bolzenschneiders ist die Größe und das Gewicht.

Die Hebelkraft wird bei guten Bolzenschneidern durch die Mechanik nochmals verstärkt.
Wie bei allen vorgestellten Varianten solltet ihr die Handhabung, bevor ihr euch den Bolzenschneider an Bord legt, an einem Teststück ausprobieren und üben. Nicht selten erlebt man doch Überraschungen, wie viel Kraft man schon braucht, um 6mm Wanten zu kappen. Muss man um das Want zu schneiden eine Seite der Schere an Deck legen und auf die andere mehrfach mit ganzem Gewicht hüpfen, sollte man sich überlegen, entweder noch eine Nummer größer zu kaufen (längerer Hebelarm), oder sich nach einer Alternative umsehen.
- Bolzenschneider gibt es in vielen Varianten und Größen…
- …man sollte auf jeden Fall testen, ob das Werkzeug mit der Wantenstärke zurecht kommt.
Akkuflex
Gerade auf Stahlschiffen ist eine Akkuflex sowieso ein durchaus sinnvoller Ausrüstungsgegenstand. Ist der Akku geladen, so ist die Flex der vermutlich einfachste und komfortabelste Weg, sich des im Wasser hängenden Riggs zu entledigen. Doch das ist auch schon der entscheidende Nachteil: Ohne Akkuladung geht mit der Akkuflex nichts.

Eine Akkuflex hilft im Zweifel, auch Dicke Wanten oder gar Teile des Mastes abzutrennen.
Entscheidet man sich für diese Variante als Wantenschneider, so gehört es zu den Aufgaben des Skippers, vor jeder größeren Tour die Akkus zu laden. Auch muss die Flex griffbereit (z.B. im Notfallschapp) gelagert werden und nicht etwa tief in der Backskiste unter den anderen Elektrowerkzeugen. Ein weiterer Nachteil ist die potentielle Empfindlichkeit gegen Wasser. Ohne die dämpfende Wirkung der Takelage werden die Bewegungen im Schiff bei Seegang noch deutlich verstärkt. Man muss im Extramfall damit rechnen, bei überkommendem Grünwasser auch für mehrere Sekunden unter Wasser zu arbeiten. Das machen leider die wenigsten Geräte mit.
Eisensäge
Man kann Wanten und Stage auch erstaunlich gut mit einer (qualitativ hochwertigen) Eisensäge kappen. Allerdings ist in diesem Fall eine Auflage oder ein sonstiger Ansatzpunkt nötig, damit das Sägeblatt nicht abrutscht. Ob das Durchsägen bei hohem Seegang in der Praxis möglich ist sollte man am besten nach einem Test mit einem alten Stück Drahtseil bei ruhigeren Bedingungen beurteilen.
Spezieller Wantenschneider
Es gibt auch Werkzeuge, die speziell für den Einsatz als Wantenschneider konzipiert wurden (z.B. für Wanten bis 5mm von Gedore, bis 13 mm von Baudat). Ein großer Vorteil von hochwertigen Geräten in diesem Bereich ist die häufig gute Schneidkraft bei relativ kompakter Größe und geringem Gewicht. Leider sind diese Geräte in der Regel deutlich teurer als ein normaler Bolzenschneider. Dafür sind sie durch die Handlichkeit auch bei widrigen Bedingungen gut einsetzbar. Auch sind die Werkzeuge in der Regel so konzipiert, dass sie das Want umschließen und so während des Schneidevorgangs nicht abrutschen können.
- Dieser Wantenschneider von Baudat wird um den Draht gelegt.
- Mittels Ratschenfunktion schließen sich die Schneiden.
- So kann man innerhalb weniger Sekunden und (fast) einhändig den 8-mm-Draht durchtrennen.
Noch teurer sind spezielle Bolzenschussgeräte. Damit lassen sich auch dicke Wanten in sekundenschnelle trennen. Diese Geräte haben aber wiederum den Nachteil, dass man ausreichend Patronen dabei haben muss.
Welche Variante habt ihr an Bord? Schreibt uns doch einen Kommentar oder eine Nachricht.