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Dieselpest – Vorsorge & Behandlung

Was ist Dieselpest und was kann ich dagegen tun? Wir erklären, wie die Bakterien in den Tank kommen. Außerdem lernst du, wie du dich vor Dieselpest schützen kann und was du tun kannst, wenn es dich bereits erwischt hat.

In den letzten Jahren häufen sich Berichte von Bootseignern, deren Bootsdiesel plötzlich anfing zu stottern und dann den Geist aufgab. Typischerweise in Situationen mit heftigem Wetter und/oder ordentlich Seegang. Also genau dann, wenn man den Motor am meisten braucht. Die Ursache ist in den häufigsten Fällen ein verstopfter Dieselfilter.

Bei genauerer Begutachtung findet sich dann ein schwarz-bräunlicher Schleim, der den Filter so zugesetzt hat, dass die Förderpumpe keine Chance mehr hat.

Was ist Dieselpest?

Als Dieselpest werden im allgemeinen Bakterien und ihre Abbauprodukte bezeichnet, die sich mit der Zeit unten im Dieseltank ablagern. Die Bakterien leben in der Grenzschicht zwischen Kraftstoff und Wasser, das zumindest in kleinen Mengen in vielen Dieseltanks vorhanden ist.

Normalerweise wird der Diesel knapp über dem Tankboden entnommen, sodass unter ruhigen Bedingungen die Bakterien nicht angesaugt werden. Wenn der Tankinhalt allerdings bei Seegang durchgeschüttelt wird, wirbelt der Bodensatz auf und setzt sich im Dieselfilter ab. Nach einer Weile ist der Filter so zugesetzt, dass der Motor den Dienst einstellt.

Ist Dieselpest ein neues Phänomen?

Theoretisch gab es auch früher schon Bakterien in Dieseltanks. Allerdings war das Phänomen bis zur Jahrtausendwende eher selten und kam in der Regel nur in wärmeren Regionen vor.

Es gibt zwei Gründe dafür, dass Dieselpest in den letzten Jahren in Europa zum massiven Problem wurde:

  • Der Hauptgrund ist der Biodieselanteil, der seit 2009 in Deutschland dem Dieselkraftstoff beigemischt sein darf. Dieser Biodiesel, auch FAME (fatty acid methyl ester, auf Deutsch Fettsäuremethylester) genannt, darf mit bis zu 7% Anteil in handelsüblichem Dieselkraftstoff enthalten sein.
  • Als weiterer Grund wird vermutet, dass heutiger Diesel nur noch geringe Mengen an Schwefel und sogenannten “Aromaten” enthalten darf. Dadurch wird eine Bildung von “Asphaltenen” begünstigt, Verklumpungen im Diesel, die aus langkettigen Molekülen bestehen.
  • Aus den beiden obigen Gründen wird heutzutage dem “normalen” Diesel von der Tankstelle nur noch eine Lagerfähigkeit von sechs Monaten bescheinigt.

    Warum ist Dieselpest für Autofahrer kein Problem?

    Der Grund ist einfach: Der Tank in einem durchschnittlichen KFZ hat deutlich mehr Durchsatz. Während gerade bei durchschnittlichen Segelbooten häufig nur einmal in der Saison Diesel gebunkert werden muss und dann im Winterlager der Diesel im Tank vor sich hingammeln kann, gibt es kaum ein Auto, das nicht innerhalb von sechs Monaten mehrmals vollgetankt wird. Eine Ausnahme sind übrigens Wohnmobile, deren Eigner auch mit der Dieselpest zu kämpfen haben und die Betreiber von Notstromaggregaten. Hier häufen sich mittlerweile die Fälle, dass die Generatoren z.B. für Krankenhäuser bei Testläufen stehen blieben. Also in der Tat ein ernsthaftes Problem.

    Wie kann man Dieselpest vorbeugen?

    Mit der richtigen Vorsorge kannst du das Risiko für einen Bakterienbefall im Tank deutlich verringern. Gerade wenn du einen Tank hast, der keine Inspektionsluken hat oder nur sehr schwer zugänglich ist,  solltest du die folgenden Tipps beachten. So sparst du langfristig eine Menge Geld und Nerven, die bei einer Tankreinigung nötig wären.

    Wahl des Kraftstoffs

    Die meisten Hersteller fügen ihrem Kraftstoff aus Kostengründen die erlaubten 7% Bioanteil hinzu. Eine Pflicht dazu besteht allerdings nicht. Diesel ohne FAME-Anteil ist viel weniger anfällig für Bakterien. Darum solltest du nach Möglichkeit nur solchen Diesel tanken, insbesondere wenn der Tankinhalt nicht innerhalb der nächsten sechs Monate verbraucht wird. Auf unserer Karte mit Tankstellen für Diesel ohne Bioanteil findest du Bezugsquellen für solchen Treibstoff. Es lohnt sich, auch wenn es ein paar Cent mehr pro Liter kostet.

    Biozide

    Auch wenn das beliebte Grotamar für Privatleute mittlerweile verboten ist: Es gibt eine Reihe wirksamer Biozide zur Vorbeugung und Bekämpfung der Dieselpest, die frei verkäuflich sind. Zum Beispiel von Liqui Moly.

    Tipps zum Einwintern

    Beim Einwintern des Bootes wird häufig dazu geraten, den Dieseltank nach Möglichkeit entweder ganz voll  (dann aber möglichst mit biofreiem Diesel) oder ganz leer (per Ablassschraube an der tiefsten Stelle) zu lassen. Warum? Wenn der Tank halb voll ist kann durch die Tankentlüftung feuchte Luft in den Tank kommen und dort kondensieren. Allerdings gibt es auch gute Argumente dafür, dass das Problem der Kondensation zu vernachlässigen ist. Biofreier Diesel oder zumindest eine Schockdosierung an Additiven sollte aber in jedem Fall im Tank sein, wenn dieser nicht ganz geleert wird.

    Im Idealfall sollte eine Kraftstoffanlage so konzipiert sein, dass die Chance für Bakterien von Anfang an so gering wie möglich gehalten wird. Des weiteren sollte eine Prävention und Kontrolle leicht möglich sein und im Falle eines Falles  ein Backup vorhanden sein:

    Konzeption der Kraftstoffanlage

    1.
    Dichter Tankdeckel

    Der Tankdeckel muss in jedem Fall dicht schließen, sodass kein Regenwasser in den Tank gelangen kann.

    2.
    Ablassschraube am Tankboden

    Im Idealfall sollte ein Dieseltank die Möglichkeit haben, an der tiefsten Stelle den Tankinhalt abzulassen. So kann der Tank im Winterlager restlos entleert werden. Außerdem besteht so die Möglichkeit, Wasser oder Bakterienbefall im Tank frühzeitig zu erkennen.

    3.
    Inspektionsluke

    Der Dieseltank sollte eine Inspektionsluke haben, um bei Bedarf den Boden mechanisch reinigen zu können.

    4.
    Backup-System

    Im Idealfall hast du eine Möglichkeit, im Notfall mit einem Hahn zu einem zweiten Dieselfilter umzuschalten. Der sollte dann aus einem separaten Tank oder einem Reservekanister gespeist werden. 

    Was tun, wenn man schon betroffen ist?

    Wenn du schon den schwarzen Schleim im Filter hast,  wirst du nicht drumherum kommen, deinen Dieseltank zu reinigen. Solltest du keine Inspektionsluke haben oder der Tank unzugänglich verbaut sein, wartet ein ordentliches Stück Arbeit auf dich.

    Als temporäre Lösung, um über die Saison zu kommen, kannst du überlegen, einen Kanister als provisorischen "Tagestank" zu verwenden. Mit einer Handpumpe kannst du den Diesel aus dem Haupttank nach Bedarf (durch einen Filter) in den Kanister umpumpen.

    Umgang mit verseuchtem Tank?

    Hier ein paar Erfahrungen bzw. ein Tipp von Martin & Astrid von der Pincoya:

    Wir haben seit vielen Jahren Dieselpest, aber eine Tankreinigung wäre nur mit sehr großem Aufwand, ja "Zerstörung" von Salonboden und Teilen der Inneneinrichtung möglich. Deswegen haben wir einen anderen Weg gewählt und leben damit seit vielen Jahren bestens. Wir haben einen 30 l Tagestank eingebaut. 

    Den Dreckdiesel, den wir natürlich auch erst einmal mit einem Biozid behandelt haben, dessen Tank wir aber nicht reinigen können, pumpen wir über eine kleine elektrische Pumpe in den Tagestank. Dies durch ein Separ-Doppelfilter-System, das natürlich vor der Pumpe sitz. Ist einer der Vorfilter dicht, können wir schnell umschalten und weiter geht es. Ist die Saugleitung dicht, pusten wir einmal mit unserer Dingi-Pumpe zurück in den Tank (ein evtl. vorhandener Absperrhahn in der Saugleitung sollte ausgebaut werden, der ist die größte Schwachstelle zum Verstopfen) und schon geht es wieder. 

    So ist immer wunderbar sauberer Diesel im Tagestank und die 30 l halten auch eine ganze Weile, denn wir verbrauchen auch nur ca. 2 l/h. Zwischen Tagestank und Motor kommt dann noch mal ein normaler Sepa-Filter und der Feinfilter am Motor selbst. Natürlich muss der "Überlauf" der Motordieselpumpe zurück in den Tagestank führen, sonst ist der doch nach sehr kurzer Zeit schon wieder leer. Also Überlauf vom Motor auch verlegen und es nicht dabei belassen, dass dieser zurück in den Haupttank führt.

    Das funktioniert seit Jahren vollkommen problemlos und hat uns die große Reinigung und vor allem den Umbau erspart. Alles zusammen, - natürlich nur die Teile, denn alle Arbeiten machen wir wie Du selbst -, hat knapp 1100 € gekostet, wobei die Separ-Filter mit riesigem Abstand die teuersten Ersatzteile waren. Aber Separ-Filter sind einfach genial, wenn auch superteuer. Wenn man da andere nimmt, geht es gut 700 € preiswerter.

    Vielen Dank an Martin & Astrid für diesen Tipp!

    Hattest du schon einmal Bakterien im Tank? Wie hast du das Problem gelöst? Schicke uns deine Erfahrungen und Fotos, damit wir diesen Artikel erweitern können...

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