Dann geht es tatsächlich los. Fahrt nach Helgoland!
Ok, die Fender sind noch nicht eingeholt. Aber meine Decksmannschaft (Anne & Jens) arbeiten dran.
Die Schwimmwesten sind angelegt.
Auf geht’s!
HANNES rollt und stampft in den knapp einen Meter hohen, schräglaufenden Wellen. Auch die neben uns immer in Sichtweite bleibende RICKMER BOCK wird ordentlich durchgeschüttelt.
Der kleine Metalldeckel vom Ankertau-Durchlass fliegt durch die Luft, aber Anne fängt den auf. Da muss wohl eine Sicherungskette dran.
Regelmäßig, etwa alle halbe Stunde, steige ich in den Maschinenraum runter und überprüfe alles. Plötzlich ein Schreck: Wasser im Boot! In der der Bilge steht klares Wasser. Zum Glück wird mir schnell klar, woher das kommt: Hatte ich doch die 24V-Bilgenpumpte noch nicht wieder eingebaut. Und durch im Rumpf liegende, offene Schlauchende schwappt immer mal wieder ein wenig Nordseewasser ins Boot.
Kein Problem: Lässt sich abpumpen und bleibt so, wie es ist.
Nach gut 5 Stunden Fahrt bei einer Geschwindigkeit von etwa 7 Knoten bei konstant 1.000 U/Min erreichen wir Helgoland!
Wir fahren in den Südhafen und legen als Päckchen mit der Rickmer Bock vor dem imposanten Seenotretter HERMANN MARWEDE, gleich hinter der FAREWOHL Leinen fest!
Endlich fällt die Anspannung auch von mir ab. Alles hat so funktioniert, wie es sollte und wir sind gut (und schnell) angekommen.
Strahlende Gesichter überall!
Schade, dass wir als Büsumer Museumshafen-Boote nicht zusammen eingelaufen sind. Ich vermisse die Börteboote aus Büsum, aber die liegen jetzt wohl schon in einen anderen Helgoländer Hafen. Schade.
Einkaufen, Grillen, Party!
Zwei Tage auf der Insel
Ich zahle die Hafengebühr: 39 EUR und weiß jetzt auch, was ein „Reling Grill“ ist.
Wir grillen jeden Abend.
An der Tankstelle von Helgoland bunkere ich 200 Liter Diesel für rund 303 EUR. Damit sollte jetzt ein 1:1 Gemisch alt/neu in den Tanks sein.
Und, zusammen mit der RICKMER BOCK und der FAHREWOHL fahren wir als Begleitboot der Börteboot-Regatta mit. Da ich nicht so recht weiß, wo die Börteboote genau ihr Rennen fahren, muss ich dabei auch mal mit höchster Drehzahl den Weg frei machen.
Dann kommt die FAHREWOHL uns entgegen und deren Mannschaft zeigt ins Wasser hinter HANNES und macht kreisende Bewegungen.
Was soll das? Ich sehe nach hinten.
Da treiben zwei von meinen großen, schwarzen Kugelfendern.
Bevor ich aber mein „Mann über Bord“ Manöver einleiten kann, „rettet“ die die FAREWOHL meine zwei Kugelfender. Da war also nicht nur vergessen worden, die beiden Fender nach dem Ablegen einzuholen – sie waren auch so schlecht angeschlagen, dass sie sich gelöst haben.
Alle eine Getränkefrage. Meine Decksmannschaft stiftet eine Kiste Bier für die FAHREWOHL.
Arbeiten am Boot:
Das offene Schlauchende, dass auf der Fahrt nach Helgoland für eine Überraschung gesorgt hat, wird geschlossen: Ich montiere die zur Überprüfung ausgebaute 24V-Lenzpumpe und deren Rückschlagventil.
Das klare und warme Wasser im Hafenbecken lädt auch förmlich dazu ein, den Bewuchs von Schraube und Ruderblatt zu entfernen. Anne und ich machen uns an diese Arbeit, vorher hatte Anne schon einen nicht so appetlichen Bordauslass der RICKMER BOCK wieder gängig gemacht.
War schon eine tolle Zeit auf Helgoland! Das Wetter war super und jeden Abend gab’s was Neues auf dem Grill.
Schade, nur dass die Büsumer Börteboote weit weg in einem anderen Hafenbecken lagen. Da hätte man doch noch viel mehr zusammen machen können.
Wir nehmen uns vor:
Nächstes Jahr läuft das anders, besser.
Rückfahrt nach Büsum (11.08.2022)
War die Hinfahrt nach Büsum doch eher etwa „rubbelig“, so haben wir zur Rückfahrt ein Wahnsinns-Wetter: Kaum Wind, ruhige See.
Kaum sind wir aus dem Hafen von Helgoland heraus übernimmt „Autopilot“ Jens das Ruder und folgt dem Kielwasser der vorausfahrenden RICKMER BOCK – immer mit einem Auge auf der Navionics-App, die den vorgeplanten Kurs anzeigt.
Gut zu wissen, dass die Anzeige der App exakt den Weg nimmt, den uns auch die RICKMER vorgibt.
Der schöne, alte Kompass zeigt den richtigen Kurs.
Deutlich wird aber auch, dass es im Steuerhaus bei den 1.000 U/Min so laut ist, dass das Funkgerät nicht zu hören ist.
HANNES wird mehrfach von der RICKMER BOCK gerufen, zuletzt sogar auf Kanal 16. Letzteres bekomme ich dann sogar mit, denn Jonas (weit weg auf seinem Arbeitsplatz) hört das und schreibt mir dazu eine WhatsApp.
Hat die RICKMER BOCK jetzt ein Problem? Wohl eher nicht, denn die ist weit voraus.
Und HANNES läuft mit 8 bis 9 Knoten bei 1.000 U/Min ruhig Richtung Büsum.
Jens hat das alles im Griff.
Ich genieße die Sonne auf dem Vordeck.
Zurück in Büsum
Wow, zwei Jahre Arbeit haben sich gelohnt!
HANNES hat funktioniert.
Erstmal wird alles überprüft.
Diverse Schrauben und Muttern haben sich gelöst. Es ist also doch besser, die Muttern zu kontern bzw. selbstsichernde Muttern zu verwenden. Wird nachgeholt.
Die Stevenrohrdichtung gibt etwas Wasser und muss wohl doch mal erneuert werden.
Die Decksaufbauten von HANNES bekommen weiter Farbe. So langsam sieht das Boot auch äußerlich immer besser aus.
Aber es ist auch eine Menge Arbeit.
Danke, Petra!
Helferfest am 26. August 2022
Ohne die wohlwollende Unterstützung und den „sanften Druck“ der Crew des Museumshafens, insbesondere von Malte, hätte ich mich wohl kaum auf das Abenteuer Helgoland eingelassen.
Zurück in Büsum bleibt aber das gute Gefühl, es geschafft zu haben.
HANNES funktioniert und es ist jetzt der Moment gekommen, aus der Phase „Aufbau“ in „Betrieb und Wartung“ zu gehen.
Zeit, auch mal Danke zu sagen für alle, die mich so weit gebracht haben. Ich lade ein zum „Helferfest“ am Hafenbecken I, am Liegeplatz von HANNES.
Danke euch!
Dies war der siebzehnte Teil von Peter Samulats Buch „Ich hab‘ mir einen alten Fischkutter gekauft„. Wie es weitergeht erfährst du nächste Woche in der KlabauterKiste.