Kühlwasserkreis bauen
Für einen kurzen Testlauf hat die provisorische Kühlung ausgereicht. Für den Dauerbetrieb muss jetzt aber die komplette Kielrohrkühlung fertiggestellt werden. Mein „Schaltplan“ zeigt, wie ich mir den Aufbau vorstelle.
Alle benötigten Teile sind bereits vorhanden und so mache ich mich mit Jonas an den Aufbau der nicht gerade einfachen Konstruktion. Mein Plan soll dabei helfen, alle Teile richtig zuzuordnen.
Da sind eine Menge Fittings aus Edelstahl zu montieren, natürlich alles gut mit Hanf und Paste abzudichten und fest anzuziehen. Alle Schlauchverbindungen zwischen den 2“-Fittings und den 55mm Schläuchen werden doppelt mit Schlauchschellen aus Edelstahl gesichert.
Jonas macht das gut.
Die Kühlwasserschläuche „STOMIL“ aus EPDM-Gummi für max. 6 Bar habe ich „am Stück“ gekauft, mit 55mm und 20mm Durchmesser. Eine Menge Schlauch…
Mit zwei flexiblen Kühlwasserschläuchen vom Typ Tigar-Flex 55.700 (Durchmesser 55mm, Länge 700mm) und zwei Verbindern (Hülsen aus Aluminium) vermeide ich weitere Bögen aus Edelstahl.
Sind so schon mehr als genug Bögen, finde ich.
Diese viele Bögen sind leider notwendig, weil die Durchlässe für die Kielrohrkühlung nicht auf Höhe der Motoranschlüsse gesetzt wurden, sondern genau am anderen Ende etwa auf Höhe des Getriebes. Ob das alles so richtig ist?
Ändern kann ich das eh nicht mehr.
Und so wird es immer enger im eigentlich gar nicht so kleinen Maschinenraum. Irgendetwas ist eigentlich immer im Weg.
Aber jetzt soll das Ganze ja erst einmal funktionieren.
Aufgeräumt wird später (wenn es noch gehen sollte).
Schade ist, dass der von der Werft vorbereitete und von Marco fertiggestellte Ausgleichstank nicht so, wie ich es auf einigen Fotos gesehen hatte, oben auf dem Motor sitzen kann, sondern mit Laschen an der bugseitigen Seitenwand des Motorraums montiert werden muss. Nicht nur, dass der Tank selbst damit weiter den Bewegungsraum einschränkt, es kommen auch noch zwei Schlauchverbindungen zum Motor dazu: Entlüftung und Füllanschluss.
Es wird da unten immer enger.
Nach ein paar Stunden sind alle Rohre und Schlauchverbindungen fertig und das Kühlmittel kann eingefüllt werden. Da für die Probeläufe etwa 20 Liter Wasser in den Motor hineingingen, der Ausgleichstank etwa 30 Liter fasst und bis zu 20 Liter in die Leitungen gehen dürften, lässt sich die Menge an Frostschutzmittel gut abschätzen. 30 Liter besorge ich mir von der Werft.
Jonas und ich befüllen die Anlage. Zwar muss noch eine Undichtigkeit beseitigt werden, aber sonst ist alles ok und vor allem: dicht.
Anzeige Ruderlage
Das Anzeigeinstrument im Steuerhaus wartet schon viele Monate darauf, dass der Geber für die Ruderlage wieder angeschlossen wird.
Letztendlich eine ziemliche Fummelei, dann die für die Stellstange vorgesehene Bohrung liegt hinter dem Bolzen, mit dem der Hydraulikzylinder am Quadranten befestigt ist. So hatte ich auch schon die Idee, die Ruderlage mit einem Bowdenzug an den Geber zu übertragen – klappt nicht.
Oder eine neue Bohrung für den Stelldraht vor den Bolzen setzen? Geht auch nicht. Dafür müsste der Quadrant noch einmal ausgebaut werden.
Jonas und ich überlegen lange, bevor dann die Idee entsteht, doch die alte Bohrung weiter zu verwenden. Das führt allerdings dazu, dass Jonas den Geber hinter dem Zylinder im Heck montieren muss. Und er bekommt das hin!
Und auch den Bypass in der Hydraulikleitung der Steuerung kann ich testen. Nur so lässt sich Quadrant von Hand bewegen oder – im Fall der Fälle – über die Notpinne.
Das vom ersten Versuch der Seilsteuerung noch liegende Signalkabel wieder anzuschließen, geht dann schnell.
Die Ruderlage wird korrekt angezeigt.
Und weil’s hinten so eng ist, werden auch gleich noch die letzten Befestigungsschrauben für den Tisch des Hydraulikzylinders gesetzt. Eigentlich wolle ich Durchbolzen, aber lange Tellerkopfschrauben sollten auch reichen.
Die Ruderanlage ist fertig!
Umzug in den Museumshafen Büsum
Auch wenn der Motor immer noch nicht richtig läuft, soll am 28. März endlich der Umzug auf einen provisorischen Liegeplatz im Museumshafen Büsum erfolgen. Gegen 10 Uhr ist Hochwasser, ein guter Zeitpunkt für den Umzug.
Eigentlich hatte ich schon darauf gehofft, mit eigener Maschine an den neuen Platz fahren zu können. Hätte auch fast funktioniert, wenn nicht am Tag vorher dieser dusselige Schaden, ausgelöst durch den leergefahrenen Tank, entstanden wäre. So brauche ich also „Tug Assistance“, Schlepperhilfe.
Und diese Hilfe kommt aus dem Museumshafen: Der ehemalige Motorrettungskreuzer RICKMER BOCK geht längsseits und nimmt mein Boot mit in den Museumshafen, wo ich „im Päckchen“ meinen provisorischen Platz an der Seite von G. KUCHENBECKER bekomme, ebenfalls ein ehemaliger Seenotrettungskreuzer.
Bei ruhigem Wasser und kaum Wind dauert die ganze Aktion mal gerade eine halbe Stunde. Malte Fohrmann, der 2. Vorsitzende des Museumhafenvereins und am Steuer der RICKMER BOCK, hat das alles bestens im Griff. Jens und einige Helfer aus dem Verein unterstützen uns tatkräftig.
Endlich angekommen. Danke, Malte!
Jetzt muss ich aber auch etwas für das Aussehen meines Bootes tun. Die schöne, alte Lichthaube zu montieren, das geht schnell. Und ich hole mir auch schon mal den Traveller und den Steuerstuhl aus Leder an Bord. Denn schon am 16. April wird es eine Veranstaltung „Open Ship“ im Museumshafen geben. HANNES wird zwar nicht beteiligt sein, aber es kann ja auch nicht schaden, das äußere Bild zu verbessern.
So gibt es noch viel zu tun, nicht nur am Motor.
Motorstart: Fünfter Versuch
Am 02.04.22 treffen Jonas und ich uns wieder in Büsum. Wir wagen einen weiteren Versuch, den Motor zu starten.
Meine Vermutung (und Hoffnung) ist es, dass noch Luft in den Leitungen zwischen Einspritzpumpe und Düsen ist. Wenn das stimmt, sollte beim Törnen auch Zylinder für Zylinder wieder Sprit ankommen.
Und es geht tatsächlich! Nach kurzer Zeit springt der Motor an und läuft kurz danach ruhig und stabil.
Toller Sound. Geschafft!
Jetzt ist für mich auch der Zeitpunkt gekommen, den aufgearbeiteten Steuersitz endlich einzubauen. Denn es soll ja bald auch den ersten Törn geben!
Der Motor läuft schon mal. Endlich.
Anschluss Reintjes Steuergerät
Ja, der Motor läuft zwar, aber mit dem Getriebe geht es noch nicht so richtig voran. Die von Reintjes als Alternative zum Schalthebel zugeschickte Seilscheibe passt nicht wirklich 100%ig – die Bohrungen für die Spannhülse in der Achse des Steuerventils und der Rolle stimmen nicht überein.
Leider machen Jonas und ich jetzt den Fehler, die Scheibe doch zu montieren. So ist aber der Abstand von Scheibe zu der Rastfläche am Ventil (hier sollte eine federbelastete Kugel) in den drei möglichen Schaltstellungen einrasten) viel zu groß (Pfeil). Und diese Kugel muss sein, denn sie fixiert die drei möglichen Schaltstellungen.
Und dann bekommen wird die Scheibe nicht wieder von der Achse, auch nicht mit einem extra dafür gekauften, kleinen Abzieher.
Mist!
Wird das jetzt die nächste „Unendliche Geschichte“? Wir werden die Scheibe mit der Flex entfernen, also aufschneiden müssen.
Ich bestelle bei Reintjes eine zweite Scheibe, zusammen mit einer neuen Feder-/Kugelkombination für die Rastung.
Aber auch in der neuen Seilscheibe ist die Bohrung für den Spannstift an der falschen Stelle. Da hilft nur der Vergleich mit dem abgebauten Schalthebel.
Abbildung 65: Alter Hebel und neue Scheibe nebeneinander:
Da muss die neue Bohrung für den Spannstift hin!
Ich lege also den alten Hebel und die Scheibe auf eine ebene Unterlage und erhalte so die richtige Höhe der Bohrung. So muss dann auch die federbelastete Kugel im richtigen Abstand zur Gegenplatte sein und in den drei Stellungen rasten. Hätte ich mir auch schon mal früher überlegen können.
Mit der neuen Bohrung für den Sicherungssplint der Seilscheibe ist jetzt der Abstand der federbelasteten Kugel bei beiden Bauteilen exakt gleich.
Nun muss aber erst einmal die „alte“ Seilscheibe wieder von der Achse runter. Also: Große Flex und Stemmeisen, denn die Scheibe ist aus Gusseisen – und das ist spröde. Jonas macht das.
Die neue Seilscheibe sitzt dann genau richtig und die Kugel rastet exakt in den drei Schaltstellungen ein.
Hoffnung kommt auf, doch bald schon auf den ersten Törn gehen zu können, denn die Verbindung zwischen dem Schaltgerät und der Seilscheibe ist mit 4mm Edelstahl-Drahtseil und den noch vorhandenen, kleinen Seilscheiben schnell hergestellt.
Die Seilzüge aus Edelstahl laufen durch Öffnungen im Boden des Steuerhauses, werden durch kleine Rollen umgelenkt und dann weiter zum Getriebe bzw. zum Motor.
Eine einfache, aber stabile Konstruktion.
Die Seile zur Getriebeschaltung dürfen dabei nicht zu stark gespannt werden. Und für den Gashebel am Motor muss noch eine provisorische Rückstelleinrichtung gebauten werden: Ein Gewicht zieht den Hebel zurück in die Leerlaufstellung, wenn der Gaszug entlastet wird. Für den Testlauf erstmal ausreichend.
Wir starten die Maschine und kuppeln ein. Die Schraube dreht sich und HANNES legt sich kräftig in die Seile.
Funktioniert! Vorwärts und rückwärts!
Und da der Samstag jetzt langsam zur Neige geht, planen wir den ersten Törn für den nächsten Tag, Sonntag, den 24.04.2022.
Endlich!
Dies war der elfte Teil von Peter Samulats Buch „Ich hab‘ mir einen alten Fischkutter gekauft„.