Fischkutter Refit Teil 18 - Es gibt noch immer viel zu tun • KlabauterKiste

Fischkutter Refit Teil 18 – Es gibt noch immer viel zu tun

Nach dem Helgolandtörn ist klar, dass jetzt endlich der Übergang vom „Aufbau“ zur „Unterhaltung“ meines HANNES gekommen ist. Es geht nicht mehr darum, dass Boot fahrfertig zu machen – jetzt kommen die laufenden Wartungsarbeiten ebenso wie noch viele andere Arbeiten, für die in der Vergangenheit noch keine Zeit war.

Wirklich fertig wird so ein altes Boot nie und so bleibt immer noch viel zu tun. 

BootsBastler-Shirt

Keilriemen

Als der Büsumer Elektriker Kalle mal wieder bei mir auf dem Boot ist, macht er mich auf den Zustand der Keilriemen aufmerksam: Die sind lose. Zu einem waren die Riemen etwas zu schmal und zweitens hatte es unnötig viel Abrieb dadurch geben, dass die Riemenscheiben nicht exakt ausgerichtet sind. Die Riemenscheibe an der Lichtmaschine liegt zu weit außen. Das lässt sich aber korrigieren, sagt Kalle.

Ich baue also die Lichtmaschine aus und gebe sie Kalle mit, um deren Scheibe weiter nach innen versetzen. Er besorgt mir auch die richtigen Keilriemen: Zwei Stück vom Typ „XPA x 1607“, zum stolzen Stückpreis von rund 50 EUR. Breite 12,7 mm, Höhe 10 mm.

Und noch zwei als Reserve.

Die beiden Riemen laufen nach dem Einbau der überarbeiteten Lichtmaschine exakt parallel und schließen jetzt auch perfekt mit der Oberkante der Scheiben ab.

Wieder was gelernt.

Temperaturanzeige Motor

Auch während der jeweils rund fünfstündigen Fahrten nach und von Helgoland zeigte das Instrument für die Kühlwassertemperatur nichts an. Ist da ein Defekt oder Fehler in der Messtechnik?

Ich überprüfe die Verkabelung zwischen Instrument und Temperatursensor: ok. Direkt am Sensor messe ich rund 800 Ohm. Das ist laut Datenblatt auch der korrekte Wert für etwa 20 Grad. 

Ist das Anzeigeinstrument vielleicht defekt? Beim Einschalten der 24V-Versorgungsspannung macht der Zeiger zumindest ja den erwarteten kleinen Sprung. Zeigt es aber richtig an?

Aus dem Sensor-Datenblatt suche ich mir drei Widerstandswerte, die ich testweise mit Widerständen aus der Bastelkiste am Instrument nachbilden kann:

Temperatur [Grad Celsius]Widerstand [Ohm]
55150
70100
9050

Je nach angeschlossenem Widerstand zeigt das Instrument die richtige Temperatur. Also: Instrument, Verkabelung und Sensor in Ordnung.

Nun wird das Instrument erst etwas anzeigen, wenn die Kühlwassertemperatur über etwa 60 Grad steigt. Kann es sein, dass während der Fahrten dieser Wert nie überschritten wurde? Das würde ja bedeuten, dass die von der Werft dimensionierte Motorkühlung viel, viel zu groß ist.

Eine andere Erklärung habe ich aber nicht.

Mit einem preiswerten Infrarot-Thermometer überprüfe ich bei der nächsten Fahrt die Kühlwassertemperatur. Max. 60 Grad werden angezeigt. Das Kühlsystem ist also definitiv überdimensioniert. Bei weiteren Testfahrten werde ich dann also den Durchfluss der Kielrohrkühlung mit den vorhandenen Absperrhähnen drosseln, damit müsste dann auch die Temperatur steigen.

Denn immer nur „zu kalt“ dürfte für den Motor nicht gut sein.

Austausch der 12V-Batterie

Während einer kleinen Ausfahrt Ende September stelle ich fest, dass das Signalhorn nicht mehr funktioniert. 

Ist die Batteriespannung ist mit rund 14V noch ok, bricht aber bei Belastung auf rund 6V zusammen. Diese Batterie ist kaputt.

Die neue 60 Ah-Batterie für das 12V-System

Schallschutz

Der Helgoland-Törn hat gezeigt: Läuft der Motor „ruhig“ mit 1.000 U/Min, so ist es im Steuerhaus so laut, dass das Funkgerät trotz voll aufgedrehter Lautstärke nicht mehr zu hören ist.

Es wird also kein Weg daran vorbeiführen, eine Schallisolierung für das Steuerhaus einzubauen. Nur wie?

Bei SVB kaufe ich zwei selbstklebende 32mm-Dämmplatten. Sie bestehen aus einem Weichschaum auf Polyetherbasis und einer Aluminiummetallisierten PES-Folie.

Diese Platten plane ich von unten gegen Boden und die Seitenwände des Steuerhauses anzubringen. Für die Verbindung der Platten besorge ich mir noch eine Rolle Tesa 60632 Aluminiumklebeband, 50mm x 50m.

Aber erst einmal muss der Niedergang zum Maschinenraum, den ich während der Törns bisher immer offen hatte, mit einer schallisolierten Klappe verschlossen werden können. 

Der offene Niedergang (links), rechts die faltbare Abdeckung

Als Umbau/Erweiterung der vorhanden Abdeckklappe baue ich eine zweifach „faltbare“ Konstruktion, die nach unten und vorne gut abdichtet und gleichzeitig schnell zu öffnen ist. 

Schon ohne weitere Dämmung der Holzplatten wird es deutlich leiser im Steuerhaus!

Im aufgeklappten und gefalteten Zustand wird die gesamte Abdeckung mit dem bereits vorhandenen Fallhaken sicher gehalten.

Mit aufgeklebten Dämm-platten. Passt genau!

Aus den Dämmplatten schneide ich dann, genau nach Schablone, die zu den Holzplatten passenden Stücke und klebe die an den Unterseiten auf. 

Bleibt die Dämmung am Boden und an der Seite zum Maschinenraum.

Erst einmal bekommt aber das durch das Steuerhaus führende Abgasrohr (Durchmesser außen 13 cm) eine Dämmung. Ich bestelle zwei Meter „Ofenrohrisolierung DN 130 x 1000 mm Alukaschiert Schornstein Dämmung“. Bietet Schallschutz, passt genau und ist für die zu erwartenden Temperaturen genau das Richtige. Während der rund 5 Stunden Motor-Laufzeit auf dem Törn nach Helgoland war das Rohr mal gerade handwarm geworden.

Die zwei Meter Isolierung reichen gerade eben, um das Rohr vom Dach bis runter in den Maschinenraum zu isolieren. Verbunden mit Alu-Klebeband sieht das dann schon mal ganz gut aus. Aber auch die vorhandene Abdeckung aus gelochtem Edelstahlblech soll wieder an den alten Platz. Nicht mehr als Berührschutz, sondern eher wegen der Optik. Sieht so einfach besser aus.

Das Abgasrohr, verkleidet mit Lochblech

Jonas und Andreas biegen das Blech auf und fixieren es dann zunächst mit Schraubzwingen und dann mit einer Verschraubung rund um die neue Dämmung.

Sieht prima aus. Danke für eure Hilfe, Jonas und Andreas!

Bleiben mir noch ein paar Holzarbeiten, denn das Abgasrohr führt durch die Backskiste im Steuerhaus und deren Deckel inkl. der Rohr-Durchführung muss neu gebaut werden.

Aus mehreren Lagen Massivholz erstelle ich die Durchführung für das Abgasrohr mit der jetzt vorhandenen Isolierung (Außendurchmesser: 19 cm), die gleichzeitig auch die untere Auflage für das rund gebogene Lochblech darstellt. Dazu hat der letzte Ring einen um ca. 2cm größeren Innendurchmesser. Dort liegt dann das Lochblech auf und wird sicher fixiert.

Die Durchführung im Rohbau(links) und fertig eingebaut

Die „Ringe“ aller vier Schichten bleiben jeweils geteilt, um die Montage zu ermöglichen. Provisorisch verschraubt wird die gesamte Konstruktion verschliffen und gefräst.

Ein weiterer Ring bildet den Abschluss hin zum Dach des Steuerhauses.

Aufsteller für die Lichthaube

Damit der Motor während der Fahrt ausreichen Luft bekommt, möchte ich die Fenster der Lichthaube in geöffnetem Zustand per Aufsteller fixieren können. Nach einiger Suche stoße ich bei einem Holländischen Anbieter auf Fensterfeststeller Bronze Antik 200mm (180mm). Nicht gerade billig, aber „stylisch“ und schön stabil.

genau richtig: Die Fenster lassen sich bis zu dieser Position aufstellen

Seilzuganlage am Liegeplatz

Im Tiedenhafen wie dem von Büsum ist es schon eine kleine Kunst, ein Boot so anzuschlagen, dass es bei Hoch- wie auch Niedrigwasser richtig liegt. Für HANNES habe ich nach einigem Experimentieren, verbunden mit vielen hilfreichen Ratschlägen, eine Leinenführung gefunden, bei der das Boot bei Hochwasser noch gut an der Pier gehalten wird und sich bei (auch extremen) Niedrigwasser nicht in den Seilen „aufhängt“.

HANNES fällt regelmäßig trocken.

Vor- und Achterleine habe ich nicht durchgesetzt, sondern sie bilden nur eine lockere Verbindung Schiff-Pier. Die Vor- und Achterspring sind ziemlich lang und halten eigentlich das Boot. Wenn dann der Wasserstand sinkt, kann sich das Schiff nicht aufhängen. Dazu kommt ein lose gelegter „Beiholer“ von der Mittelklampe bis zu einem Festpunkt an der Pier, damit ich HANNES auch bei Hochwasser und ablandigem Wind zum An-Bord-Kommen wieder heranziehen kann.

Alle Seile lasse ich grundsätzlich am Anlegeplatz zurück, wenn ich in Fahrt gehe. Denn ich habe die so markiert, dass ich schnell die richtigen Leinenlängen zum Festmachen wiederfinden kann. Bei jedem Tidenstand.

Trotzdem möchte ich an meinem Liegeplatz im Museumshafen eine Mechanik haben, die insbesondere bei Hochwasser, mein Boot immer sanft in Richtung der Dalben zieht. 

Erste Möglichkeit: Eine „Mooringleine mit Rollen“ (auch: Pfahlroller oder Dalben-Festmacher), einfach um den Dalben gelegt und mit einem Festmacher verbunden. So kann der Festmacher frei am Dalben auf- und abwärts laufen.

Geht aber leider an meinem Liegeplatz nicht. Die Befestigungen der Dalben lassen so etwas nicht zu.

Aber das sollte doch auch mit Gewichten und Umlenkrollen, befestigt an den Dalben, gehen? Etwas ähnliches habe ich im Meldorfer Tidenhafen gesehen.

Umlenkrolle, eigentlich für einen Bauaufzug und die Gewichte.

Die zwei Umlenkrollen mit Wirbelhaken sind aus Gusseisen und für einen Seildurchmesser von bis zu 20mm geeignet. Das sollte reichen.

Die beiden Gewichte haben angeschweißte Ösen zur Seilbefestigung und haben abschließend einen Anstrich mit grüner Metallschutzfarbe bekommen.

Eigentlich hätte ich das alles jetzt auch montieren und ausprobieren wollen. Aber dann wird angekündigt, dass die schon recht mitgenommenen, alten Dalben noch in diesem Jahr gezogen und durch neue ersetzt werden.

Heute, es ist schon Mitte Dezember, hat sich da aber noch nichts getan. 

Der Zahn der Zeit….

Also: Erst einmal alles zurück in die Kiste. Wird dann auch in diesem Jahr nichts mehr.

Ein Übungstörn (25.09.22)

Wir (Petra, Anne, Jonas und ich) nutzen das großartige Wetter für eine kurze Fahrt in den Vorhafen und zum Üben von Anlegemanövern an der langen und freien Dalbenreihe im Hafenbecken III.

Zur gleichen Zeit läuft auf der Hafeninsel zwischen den Hafenbecken II und III das sechzehnte „Oldtimer- und US-Car-Treffen“ und es gibt auch immer wieder Besucher, die sich für HANNES interessieren. Ist schließlich auch schon ein Oldtimer mit Baujahr 1957.

Ein Jahr jünger als ich. 

Gerne gebe ich Auskunft.

Zwischen den Manövern genießen wir die Sonne und dann geht es zurück in den Museumshafen. Mutig geworden möchte ich dort in dem engen Becken wenden und so, rückwärts „einparkend“ mit Bug in Richtung Ausfahrt, an meinem Liegeplatz anlegen. Nach einigem (nicht ganz ungefährlichem) Hin- und Her gebe ich das Vorhaben aber auf. HANNES ist in diesem engen Becken nicht sicher zu händeln.

Also vorwärts an den Liegeplatz und Drehen am Seil. 

So klappt das.

Besser so.

Letzter Törn für dieses Jahr (09.10.22)

Das wird wohl heute die letzte Ausfahrt mit Gästen und das bei bestem Herbstwetter. Mit Petra, Jonas, Jens, Sieglinde sowie Suse und Raimon geht es raus in das Fahrwasser vor Büsum. 

Rund zwei Stunden sind wir unterwegs.

Los geht’s: Durch die Schleuse in den Vorhafen
Blick in den Steuerstand.
Suse und Raimon genießen die Fahrt.

Wir starten gegen 13 Uhr und es wird schöner Törn bei bestem Wetter, ohne Komplikationen. Zurück im Museumshafen klappt das Anlegemanöver perfekt und zum guten Schluss drehen wir HANNES noch am Seil. 

Das Rangieren in dem engen Büsumer Hafenbecken muss ich mir nicht mehr antun.

Dies war der achtzehnte Teil von Peter Samulats Buch „Ich hab‘ mir einen alten Fischkutter gekauft„. Wie es weitergeht erfährst du im letzten Teil des Refit Berichts…

About the author

Peter Samulat

Dr.-Ing. Peter Samulat, Jahrgang 1956, lebt in Dithmarschen, ist verheiratet, hat vier Kinder und seit Jahren den Wunsch, einmal ein eigenes Boot zu besitzen. Dafür wird sogar das jahrelang gepflegte Hobby digitale Modelleisenbahn aufgegeben. Denn im Jahr 2020 ergab sich die Gelegenheit, einen alten, schon zum Wohnboot umgebauten Fischkutter zu erwerben. Und so beginnt diese Reise ins überraschend Unbekannte.


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