Schanzkleid Stützen erneuern
HANNES hat ein Schanzkleid aus drei übereinander liegenden Reihen von Holzplanken. Sieht das Holz noch gut aus, so hat der „Zahn der Zeit“ sehr an den Stützen aus Metall genagt.
Die Bodenplatten sind alle verrostet und die U-Eisen, an denen das Schanzkleid befestigt ist, sind teilweise durchgerostet. Da helfen nur entrosten und dann viel Farbe nicht mehr wirklich.
Die Stützen sollen erneuert werden, alle. Das wird das Winterprojekt für Jonas und mich.
Insgesamt sind 30 Metallstützen zu ersetzen. Für jede wird dieses Material benötigt:
- Bodenplatte: Blech 5mm dick, 160×250 mm (mit jeweils 5 Bohrungen)
- Auflage Abdeckbretter: Blech 4mm dick, 100×150 mm
- U-Profi, Wandstärke 5mm, 50mm breit, 25mm hoch, 500mm lang
- Rundstab Durchmesser ca. 16mm, 400mm lang
Insgesamt also 120 Teile, die alle genau nach Vorlage der jeweils alten Stütze zusammengebaut und für die Befestigung der Holzbretter gebohrt werden müssen.
Die „Bauteile“ lasse ich mir in einer Meldorfer Werkstatt anfertigen, inklusive der fertig gebohrten Bodenplatten. Hier sind die Bohrungen so gesetzt, dass sie neben den alten Befestigungspunkten liegen. Die alten Befestigungslöcher der Bodenplatten werde ich vorbereitend mit Epoxid verschließen.
So sollen dann nach und nach alle Stützen ausgebaut und jeweils als Vorlage genutzt werden, auch für die noch fehlenden Bohrungen.
Erweiterung der Seereling
Auf der Fahrt von Büsum nach Helgoland wurde deutlich, wie wichtig eine stabile Seereling ist. Hat HANNES bisher zwei feste Relings seitlich auf Höhe der Kajüte, so fehlt so etwas neben dem Steuerhaus und am Heck.
Das muss ich ändern.
Im Fundus finde ich die Teile einer abgebauten Seereling (Seilreling).
Zwar nicht komplett (so fehlen die Bodenplatten der Relingstützen), aber mit Stützen aus Edelstahl und reichlich ummantelten Draht.
Mal sehen, was sich daraus bauen lässt.
Die fehlenden Bodenplatten (Relingfüße mit runden Grundplatten) finde ich, ebenso wie die Spanner und Terminals, günstig im Internet.
Um das Ganze auch ausreichend stabil bauen zu können, besorge ich mir zwei fertige, zweifache (doppelte) Relingstützen, die ich an den beiden Durchgängen im Schanzkleid montiere, jeweils als Anfang der später um das gesamte Heck herumgehende Reling.
Jeweils auf Höhe der massiven Poller unterbreche ich den unteren Seilzug so, dass die Leinenarbeit nicht erschwert wird.
Edelstahl-M6-Schraubterminals an den Seilenden vereinfachen die Endmontage erheblich – und sind im Internet „paketweise“ günstig zu bekommen.
Die Relingfüße sind erst einmal nur aufgeschraubt, werden aber noch durchgebolzt. Nächstes Jahr.
Am Heck verbinde ich die Seile der beiden Seiten so, dass ich jeweils einen Spanner dazwischensetzen kann.
So wird das Ganze ausreichend stabil und sollte guten Halt geben, wenn HANNES mal etwas mehr in Bewegung kommt.
Es wäre sogar möglich, die Seilreling mit einem Netz noch weiter abzusichern. Darauf verzichte ich aber (erst mal).
„Begrenzungs“-Licht ins Dunkel: 12V-Ankerlicht
Einige der in den Büsumer Hafen liegenden Boote haben bei Dunkelheit ein Ankerlicht als eine Art „Begrenzungslicht“ an der wasserseitigen Bordwand. Für HANNES möchte ich das auch haben, denn es bewegen sich immer mal wieder andere Boote im Museumshafen.
Bei SVB finde ich eine kleine „Universallampe / Ankerlaterne 12 V“ mit integriertem Dämmerungsschalter. Geliefert wird diese inklusive zweier Glühbirnen. 1x 0,1 A (1,5 W) und 1x 0,24 A (3 W).
Diese Laterne befestige ich hängend an der Backbord-Reling und führe das Anschlusskabel durch einen Borddurchlass in die Kajüte. Dort versorgt ein kleines 12V-Stecknetzteil die Laterne mit Strom aus dem 230V Landanschluss.
So kann ich auch schon, zumindest bei Dunkelheit, aus Entfernung sehen, ob der Landstrom noch da ist.
Umgerüstet auf LED (BA9s, 12V DC, warmweiß 1,0W) strahlt diese Leuchte dann mit 110 lm – das entspricht in etwa einer 15W Glühbirne. Die klassische Glühbirne hat ausgedient.
Der Dreck muss weg
Ende Oktober treffen Anne, Jonas und ich uns in Büsum, um anstehende Arbeiten zu erledigen. Da direkt am Liegeplatz ein Wasseranschluss vorhanden ist, habe ich einen Gartenschlauch dabei und wir machen HANNES mal so richtig sauber. Da hat sich eine Menge Dreck angesammelt und im Herbst landen nun mal auch viele Blätter auf dem Boot.
Weg damit! HANNES glänzt in der Sonne.
Tagestank erneuern
Schon länger habe ich den Gedanken, den alten Tagestank zu ersetzen. Nicht nur, dass der ein paar kleine Undichtigkeiten aufweist, er hat auch nur das kaum ablesbare „Schauglas“ als Füllstandsanzeige. Ich muss also in den Maschinenraum klettern, wenn ich wissen möchte, wie der Füllstand im Tagestank aktuell ist.
Der alte Tank fasst nur rund 60 Liter und würde sich, wenn ich den ausbaue, auch durch die Lichthaube aus dem Boot herausnehmen lassen.
Ein bisschen größer könnte der Tagestank gerne sein, um den nächsten Törn nach Helgoland in jedem Fall, und ohne das bisher aus Sicherheitsgründen notwendige Nachfüllen aus dem Bunker, fahren zu können.
Im Internet finde ich einen nahezu neuwertigen Kraftstofftank Typ „CAN Plastic SE2030“ mit einem Fassungsvermögen: 91 Liter.
Groß genug.
Einen passenden Füllstandssensor 0-190 Ohm, Länge 375mm, finde ich bei Amazon. Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob die noch für den MODAG eingebaute Kraftstoffzuleitung auch für den MAN wieder am Boden des Tanks abgehen muss. Der MAN müsste doch eigentlich den Diesel ansaugen, und nicht auf eine Zuführung durch Schwerkraft angewiesen sein?
Mal einen Fachmann fragen.
Tagestank und Geber lege ich aber für dieses Jahr zur Seite. Den Einbauort festzulegen, den alten Tank auszubauen und die neuen Leitungen zu verlegen sind weitere Arbeiten, die warten können und erst im nächsten Jahr angegangen werden – wenn es nicht mehr so nasskalt ist wie jetzt Ende November.
Ein HANNES Modell im Maßstab 1:33?
Gefunden bei ebay-Kleinanzeigen: Dänischer 45-t Fischkutter, Holzbausatz.
„Das Vorbild wurde 1955 in Esbjerg im Westen Jütlands gebaut (…) Modellbausatz stammt von der dänischen Firma „Billing Boats“.
Und in Büsum verkauft jemand ein fertiges Modell.
Den Kutter muss ich haben, denn der sieht fast aus wie mein HANNES. Nur dass das Vorbild, ein dänischer Standardkutter, etwas größer ist.
Das Modell hat schon mal bessere Zeiten gesehen. Viele Anbauteile fehlen bzw. sind abgebrochen. Kommt auf‘n Zettel für meine Winterbasteleien.
Und da ich ja immer noch auf der Suche nach der Historie von meinem Boot bin frage sogar ich im Fischereimuseum von Esbjerg an, ob dort nicht vielleicht etwas an Informationen zu bekommen ist.
Wieder einmal aber nur eine Absage: HANNES kennt da keiner.
Das Jahr geht zu Ende
Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Die Weihnachtszeit ist da und eine kleine Tanne schmückt HANNES.
Hatte ich mir für dieses Jahr mutig vorgenommen, mit HANNES einmal aus eigener Kraft und unter den Klängen von Rammstein durch die Seeschleuse in den Büsumer Vorhafen zu fahren, so hat es mit der Fahrt nach Büsum einen Höhepunkt gegeben, mit dem ich Anfang 2022 nie gerechnet hätte.
War ich Anfang des Jahres noch oft kurz vor dem Aufgeben, so übertraf diese Fahrt August alle Erwartungen! Großer Dank an alle, die mich davor, während und danach unterstützt haben. Ohne die Begleitung durch die RICKMER BOCK hätte ich mir das nicht zugetraut.
Danke, Malte! Dank an „meine“ Crew: Anne und Jens!
HANNES ist wieder in Fahrt!
Und wieder musste ich eine Menge dazulernen: Um etwas mehr Grundwissen zu bekommen, habe ich mir einige Fachbücher gekauft, teilweise als Antiquariate.
Aus diesem Grund gibt es im Anhang auch diesmal eine kleine Literaturliste.
Und ich weiß, dass es ohne Hilfe, ohne Unterstützung nicht geht.
Mein besonderer Dank geht an den Museumshafen von Büsum, in dem HANNES jetzt seinen Dauerliegeplatz gefunden hat und schon hunderte Male von Touristen fotografiert wurde.
Und dann dieser Moment, als eine junge Familie ihren Kinderwagen auf Höhe von HANNES abstellt und viele Fotos macht: „Unser Sohn heißt auch Hannes“.
Ich freue mich auch weiterhin über die vielen kleinen Dinge, die fertig wurden und immer auch einen kleinen Erfolg darstellen. Vieles davon ist auch wieder in diesem Tagebuch zu finden.
Danke Petra, danke euch!
Bildergalerie
An dieser Stelle mein Dank an Friedrich-Wilhelm Trottmann, der auch im Jahr 2022 wieder viele Fotos vom Museumshafen und von HANNES gemacht hat, von denen ich hier einige hier in einer Kollage vorstellen darf.
Tolle Fotos! Danke, Fritz.
Alle Fotos dieser Kollage:
F-W. Trottmann, Büsum
Literaturverzeichnis
Ohne Literatur geht es nun mal nicht. Und so haben sich mit der Zeit eine Reihe von Fachbüchern angesammelt, die mir beim Lernen und Arbeiten an meinem HANNES sehr geholfen haben.
Refit, Aus- und Umbau
Buchanan, G. (2002): Das Handbuch der traditionellen Bootsreparatur. Pietsch Verlag, Stuttgart.
Casey, D. (1996): Rumpf- und Decksreparaturen. 8. Auflage. Delius Klasing Verlag, Bielefeld.
Feddern, J. (2018): Theorie und Praxis der Bordelektrik. 7. Auflage. Delius Klasing Verlag, Bielefeld.
Naujok, M. (2010): Bootsbau Praxis. Ausbau und Einrichtung. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2010.
Naujok, M. (2008): Refit von Yachten. GFK + Holz. Reparieren – Modernisieren – Pflegen. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2008.
Donat, H. (1986): Ausbau von Bootsrümpfen. Praktisches handbuch für den Einzel- und Selbstbau. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 1986.
Gaffelrigg
Cunliffe, T. (1992): Oldtimersegeln. Segeln und Seemannschaft auf gaffelgetakelten Yachten. Pietsch, Verlag, Stuttgart, 1992.
Köpke, A. (2006): Der Gaffelfreund. Erklärungen, Tipps und Tricks zum Segeln mit dem Gaffelrigg. Palstek Verlag, Hamburg, 2006.
Leather, J. (2007): Das Gaffelrigg. Geschichte des Gaffelriggs. Übersetzung von Klaus Berger. Palstek Verlag, Hamburg, 2007.
Fahren und Manövrieren
Donat, H. (1987): Motorsegler. Delius, Klaing & Co., Bielefeld, 1987.
Berwick, D. (2017): Marine Diesel Basics. Maintenance, Lay-Up, Winter Protection, Tropical Storage, Spring Recommission. Voyage Press, Toronto, 2017.
Bolle, L., Andrews, K. (2021): Hafenmanöver Schritt für Schritt. Yacht. 11. Auflage. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2021.
Werner, J. (2017): Törnführer Nordseeküste. Elebe bis Sylt. 5. Auflage. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017.
Dies war der neunzehnte und letzte Teil von Peter Samulats Buch „Ich hab‘ mir einen alten Fischkutter gekauft„.
Wir hoffen natürlich, dass Euch der Bericht und Peter’s Projekt gefallen hat! Die gesamte Dokumentation gibt es auch als Buchbände zu kaufen. Die findet Ihr hier:
Ich hab mir einen alten Fischkutter gekauft: Mein Tagebuch – 2021 Taschenbuch
Ich hab mir einen alten Fischkutter gekauft: Mein Tagebuch – Band II – Das war 2022