Mit soliden Zweifeln an dem Erfolg meiner Arbeit starte ich in das Jahr 2023. Viel Geld und Zeit musste ich schon in meinem Projekt versenken – und ein Ende ist immer noch nicht in Sicht. Im Gegenteil, denn ich erlebe in diesem Jahr auch, wie andere Projekte ähnlicher Art grandios und tragisch scheitern.
Ich denke da an den mehrmaligen Untergang der beiden, ebenfalls im Privatbesitz befindlichen, umgebauten ehemaligen Kutter MÖVE und SEETEUFEL I im Büsumer Hafen und, nach langer Zeit der Unsicherheit, deren von den Behörden angeordneten Verholung an Land.
Für mich ein Mahnmal liegt das Wrack der SEETEUFEL I am Rand des Hafenbeckens IV mehrere Monate an Land, bevor es dann endgültig entsorgt wird.
Und heute, auf rund zwei Jahre als Bootsbesitzer zurückblickend, ist auch meine ganze Aktion schon mehr als gewagt gewesen und bleibt dies auch weiterhin.
Ob gerade ICH zum Ziel kommen werde?
Dann freut es mich, dass die Dithmarscher Landeszeitung (DLZ) am 11. Januar 2023 einen Artikel über meine Arbeiten mit der Überschrift „Hunderte von Arbeitsstunden investiert“ veröffentlicht.
Wie viele waren es wirklich, wurde ich gefragt.
Ich will’s gar nicht wissen.
Und auch der Band II (2022) meines Bau-Tagesbuchs ist im örtlichen Buchhandel und bei Amazon verfügbar.
So findet meine Geschichte auch im Jahr 2023 ihre Fortsetzung und bleibt eine Mischung aus liebevollem Wahnsinn, Selbstüberschätzung, fehlenden Fachwissen, unzählbaren Arbeitsstunden und viel Geld.
An dieser Stelle wieder mein großer Dank an Petra, der besten Ehefrau von allen, die mir liebevoll wohlwollend, aber immer auch kritisch mit dem Blick auf‘s Geldversenken, zur Seite steht.
Auch dieser Band III ist wieder eine Mischung aus Tagebuch und Baubericht. Einige Themen sind „weit verstreut“. Ich habe so aber wieder versucht, die vielen kleinen und großen Probleme und meine Lösungswege zu dokumentieren – auch als Hilfestellung für andere.
Winterpause?
Im Dezember 2023 wird es in Büsum kalt und tatsächlich gibt es ein paar Tage Schnee. Die Gelegenheit, ein paar Stimmungsbilder zu schießen und damit auch die Grußkarte zu Weihnachten fertigzustellen.
An Bord passiert erst einmal nichts mehr: Winterpause. Nur alle paar Tage sehe ich mal nach meinem Boot.
Und dann sind da ja noch Winterprojekte.
Festmacher gerissen
Im Wintersturm ist eine Heckleine gerissen, durchgescheuert an den scharfen Kanten eines der alten Dalben im Museumshafen.
Ich brauche zwei stabile, leicht flexible Festmacher mit eingespleißten, großen Schleifen und zusätzlichem Schutz gegen das Durchscheuern (Schamfilen). So, wie es die gewerblichen Boote in Büsum haben.
Bei toplicht.de bestelle ich insgesamt 40m DANLINE-Festmacher (d=24mm, grün, 3-schäftig):
„In der Fischerei verwendetes Festmacher-Tauwerk aus modifizierten und hochfesten Polypropylen-Garnen (POLYSTEEL). Schwimmfähig, UV-stabilisiert, absolut verrottungsbeständig (…)“ (Toplicht)
Ich bestelle auch den dort erhältlichen „Schamfilschutzschlauch“, der als jeweils 1m-Stück in die Schleifen kommt:
„Löschschläuche (Feuerwehrschlauch) aus hochfestem Polyester - Gewebe sind in der Berufsschifffahrt seit langem als der robusteste und wirkungsvollste Scheuerschutz für Tauwerk.“ (Toplicht)
Jonas spleißt mir das dann professionell und zeigt mir auch, wie diese dicke Leine richtig auf dem großen Heckpoller aufgelegt wird. Ganz schön störrisch, diese Leine.
Bordbuch
Um alle Schaltpläne, Skizzen und Baupläne zum Aufbau meines HANNES an Bord immer „griffbereit“ zu haben, erstelle ich aus den beiden Bänden I und II ein dickes Bordbuch in zwei Exemplaren: Eines davon bleibt an Bord, das zweite kommt zuhause ins Bücheregal.
Umfang: jeweils 381 Seiten!
Gedruckt, ohne ISBN, werden die beiden dicken Bücher bei Books on Demand, Norderstedt.
Winterprojekt Schanzkleid-Stützen
Lange aufgeschoben, aber jetzt kommt eine Menge Arbeit auf Jonas und mich zu: 30 verrostete Stützen müssen erneuert werden. Erst einmal müssen die alten, mehrfach verschraubten Stützen gelöst werden. Immer nur ein paar gleichzeitig, denn die sind dann die Vorlage für die Anfertigung der neuen Teile. Flexen, bohren, schweißen und schleifen – und das immer entsprechend der Vorlage.
Die Schrauben am Schanzkleid (Schloßschrauben) lassen sich im U-Profil nicht mehr lösen und so muss Spezialwerkzeug ran. Mit einer Flex werden alle alten Muttern aufgetrennt.
Mühsam, aber es geht voran.
Die alten Stützen nummeriere ich mit einem dicken Edding-Stift und markiere damit auch die tatsächlich verwendeten Bohrungen in U-Profil und Deckplatte.
Jede Stütze hat ihre Besonderheiten.
Hatte ich ursprünglich noch vor, die fertigen Teile zu verzinken, so soll Farbe genügen. Dann aber drei oder sogar vier Farbschichten!
Jonas und ich schaffen es dann tatsächlich, zehn der alten Stützen an einem Tag abzumontieren. Das Deck unter den Stützen sieht dann auch noch gut aus. Nur an einigen Stellen ist Feuchtigkeit unter den Bodenplatten. Und es kommt rote Farbe zum Vorschein. HANNES hatte irgendwann einmal eine rote Lackierung!
Am nächsten Tag geht es in die Werkstatt in Heide, wo schon eine Menge Rohmaterial für die neuen Stützen bereitliegt. Dort bohre ich die Befestigungslöcher nach der Vorlage der alten Stützen in die neuen U-Profile. Jonas längt die U-Profile ab und schweißt dann die zehn neuen Stützen.
Kaum zu glauben, aber nach nur einem Tag Arbeit in der Werkstatt sind die zehn neuen Stützen fertig gebaut und haben sogar schon die erste Schicht Grundierung bekommen.
Danke Jonas, das war großartig!
Und am nächsten Tag geht es bei bestem Wetter sogar noch weiter! Dann sind insgesamt 15 (von 30) Stützen ausgebaut und in Arbeit. Walter, ein ehemaliger Arbeitskollege und Freund hilft mir an diesem Tag bei den Nacharbeiten an Bord: Er säubert mit einem Multitool alle Befestigungsflächen. In die jeweils fünf alten Schraubenlöcher der Bodenplatten stecke ich mit Epoxidharz abgedichtete 10mm-Holzdübel.
Und Farbe kommt auch ins Spiel: Epifanes Grundierung schützt die „kahlen“ Stellen im Schanzkleid.
Danke, Walter!
Neuer Adapter für das alte Steuerrad
Was war die Freude letztes Jahr groß, wie es endlich gelungen war, das alte Holz-Steuerrad mit einem im 3D-Druck erstellten Adapter auf der Vetus-Hydraulikpumpe montieren zu können.
Aber die Freude währte nicht lange (vergl. Band II) – der Kraftschluss war unter Last nicht gegeben. Und nun?
Der Hersteller, SOLVIT3D, hat mir hier sehr unkompliziert und schnell geholfen und alle Maße wurden vom Firmenchef direkt im Boot abgenommen. Wieder per SLS (Selektive Lasersintern Fertigungsverfahren), einem pulverbasierten Verfahren, wurde dann eine genau passende Variante hergestellt. Damit war eine ausreichende Passgenauigkeit des Bauteils sichergestellt.
Zur Sicherheit lege ich mir aber auch noch ein Vetus-Steuerrad mit Werkzeugsatz in die Backskiste. Für alle Fälle, man kann ja nie wissen…
Dies war der 20. Teil von Peter Samulats Buch „Ich hab‘ mir einen alten Fischkutter gekauft„. Wie es weitergeht erfährst du bald in der Klabauterkiste!
Zwei Anmerkungen: Kann die „rote Farbe“ Bleimennige sein? Und: Ich habe gute Erfahrungen mit der Technikdokumentation auf einem eBook-Reader gemacht. Zusätzlich, nicht alleine. Papierdoku hat auf jeden Fall die Berechtigung.